25.08.22 – Nine Standard Rigg und Reeth

Nach einem gemütlichen Frühstück in der Jugendherberge packten wir unsere sieben Sachen zusammen und stellten das Auto auf dem großen Gemeindeparkplatz ab. Wie gestern erwähnt, wollen wir heute auf den Nine Standard Rigg aufsteigen. Das ist nicht nur einer der höchsten Punkte in den Yorkshire Dales sondern auch die Wasserscheide von England. Diese große Nord-Süd Erhebung schickt das Wasser auf der einen Seite in die Irish Sea und auf der anderen zur Nordsee. Auf dem höchsten Punkt wäre bei superduperperfektem Wetter die Möglichkeit beide Küsten zu sehen.
Der Wettergott meint es seit Grasmere sehr gut mit uns (das Handyopfer hat seine Wirkung getan) aber nicht gut genug um beide Küsten zu sehen. Bevor wir überhaupt die Aussicht genießen konnten, mussten wir den langen Aufstieg hinter uns bringen und auf 720 Meter aufsteigen. Wie gut das Kirkby Stephen nicht bei Null liegt so bleiben „nur“ 540 Höhenmeter übrig, die wir hoch müssen bzw. wollen.Zwischendurch fragten wir uns, wie bei jedem Aufstieg, warum wir das tun … ganz einfach, weil es oben am schönsten ist 😉 Es ging erst recht langweilig eine Straße entlang, um nach einem Steinbruch endlich idyllischer zu werden. Hier zeigten sich die ersten Ansätze wie es oben nach der Spitze weitergehen wird. Eine weite Moorlandschaft und beim Blick über die Schulter runter ins Tal endlose Felder und Viehweiden. An den Nine Standards angekommen, tobten Steffi und ich uns beim Fotografieren aus, um dann im Schutz des größten Standards Pause zu machen und unsere Sandwiches zu verputzen. Hier entschieden wir uns schlussendlich dafür nur soweit zu gehen, bis sich die Routen durch das Moor in die Sommer- und Herbstroute teilen und dann umzudrehen. Zurück an einem Wegmarker sahen wir Wanderer, die über eine alternative Route aufgestiegen sind. Nach einem kurzen Plausch und einem Blick auf die Karte (ja, den Weg haben wir eingezeichnet gesehen) entschieden wir uns diesen Weg zurück zu nehmen … sagen wir es so: zu etwa 90% bewegten wir uns wirklich auf einem offiziellen, wenn auch spärlich ausgeschildertem Weg. Die letzten 10% war halb Freestyle halb, wir folgen einem deutlichen Trampelpfad, der uns in die richtige Richtung führt, aber nicht auf der Karte zu finden ist. Da wir uns in einem Moorgebiet bewegten, gab es natürlich nasse Füße und Moorsuppe an den Beinen.
Ich darf hier erwähnen, dass ich diesmal nicht halb im Moor versunken bin, meine Füße blieben trocken! Den Job hat Steffi übernommen 😀
Nach guten 20km waren wir zurück am Auto und machten uns auf den Weg nach Reeth. Dort peilten wir den Campingplatz an, als Zwischenpunkt nach Robin Hoods Bay. Abends wurde es echt kalt, sodass wir uns früh ins Zelt verzogen und uns in die Schlafsäcke mummelten. Es dauerte nicht lange und wir träumten von dummen Moorhühner, die uns auslachten.

24.08.22 – Vindolanda, eine Schokoladenfabrik und zum Schlafen in die Kirche



Heute geht es zurück gen Süden, vorher wollten wir uns aber noch das römische Fort & Museum Vindolanda anschauen. Ein bisschen Kultur darf es sein und nach der etwas längeren Tour gestern darf es heute entspannter sein. Überpünktlich standen wir auf dem Parkplatz und mussten noch etwas Zeit vertrödeln. Das Museum macht erst um 10:00 Uhr auf, ja vorher nach den Öffnungszeiten zu schauen ist zu einfach, das kann ja jeder. 😛
Am Ticketschalter gab es den Hinweis, dass um 11 Uhr eine Free Guided Tour angeboten wird. Wir bedankten uns für die Info und erkundeten erst einmal das Gelände. Hier wird aktiv gegraben und gestern wurde ein römischer Schuh gefunden, wie die Dame uns freudestrahlend an der Kasse erzählte. Das dürfte dann Schuh Nummer 4.001 sein, da die weltgrößte römische Schuhsammlung hier in Vindolanda bislang 4.000 Stück zählte. 😉
Ich fand das sehr spannend den Freiwilligen und Archäologen beim Graben über die Schulter schauen zu können. Langsam wurde es Zeit zum Treffpunkt für die Tour zu gehen, die wir mitmachen wollten. Wie in der Honister Slate Mine war der Tourguide pfiffig und wortgewand und erzählte mit einer guten Portion Humor, wie hier im Fort und der Siedlung das Leben vor fast 2.000 Jahren war. Nach der Führung schlichen wir durchs Museum und gönnten uns im Anschluss noch Kaffee und Scones.
Wenn ich schon hier in der Ecke rumkrauche, muss ein Besuch in Orton in der Schokoladenfabrik sein. Die gute Nachricht ist, dass die Schokoladenfabrik noch existiert und wunderbar leckere Schokolade im Verkauf hat, aber …. die schlechte ist, dass das angeschlossene Café dauerhaft geschlossen ist. Ich hatte mich so auf das Mittagessen und die heiße Schokolade gefreut gehabt, leider leider keine Chance mehr. Bei der Schoki haben Steffi und ich trotzdem zugeschlagen und ich fürchte ein wenig, dass sie es nicht bis nach Hause schaffen wird. 😀
Bis Kirkby Stephens ist es jetzt nicht mehr weit und wir peilten dort die freie Jugendherberge an. Die ist in einer alten Kirche untergebracht und echt knuffig. Wir klopften, wie schon die ganze Zeit, an die Tür direkt an und siehe da, es gab noch ein Zimmer für uns. Ausgestattet mit einem Pincode für die Haupttür und unser Zimmer, ganz altmodisch per SMS, konnten wir uns häuslich einrichten. Die Besitzerin ist tiefenentspannt und kommt irgendwann zum Einchecken und Bezahlen. Auf dem Weg zum Abendessen begegnete sie uns und schickte uns direkt in ihr Lieblingspub. Das Essen war sehr lecker und das Bier gab uns die entsprechende Bettschwere mit. 😉
Morgen wollen wir rauf auf den Nine Standard Rigg, natürlich wieder einmal der höchste Punkt der Gegend.

23.08.222 – Hadrian’s Wall – eine abenteuerliche Rundwanderung

Auf der Karte, die wir gestern im ersten Visitor Center gekauft hatten, waren so schöne Rundwege eingezeichnet. Offizielle Routen rund um den Hadrian’s Wall und sonstige Sehenswürdigkeiten hier in der Ecke. Zielsicher suchten wir uns die längste Runde mit 12,5 km aus. Das bisschen Zusatzweg vom Campingplatz bis zum Einstieg in die Runde ist ja nicht soooo tragisch. Er führt uns ja nur über den höchsten Punkt am Weg und das gleich zweimal. Wir müssen das Stück ja auch wieder zurück. Dadumm! Oh und nicht zu vergessen die Kuhweide – die Kuhnahtoderfahrung von gestern wollen wir nicht wiederholen – auf der Weide werden wir definitiv nicht mehr langlaufen, das heißt die müssen wir zusätzlich umrunden. Was soll’s, wir wollen uns ja bewegen.
Und so machten wir uns auf den Weg…also erst auf den genannten Zuweg und dann von einem Parkplatz aus ging es erst langweilig entlang der Straße, um dann umso abenteuerlicher zu werden. Nach diversen Schafsweiden, die natürlich auch it der einen oder anderen Kuh garniert waren, und einem Wald der doch kein Wald war, ging es zu einem kleinen See, auf sehr fadenscheinigen kleinen Pfaden. Besser gesagt wir steuerten auf sehr schmalen Trampelpfaden auf etwas zu, das wie ein Wegweiser aussah. Tatsächlich war es einer und von diesem Holzpfosten aus konnten wir sogar schon den nächsten erahnen. Sicher waren wir uns nicht, hielten aber tapfer auf ein Tor im Zaun zu in der Hoffnung, dass es richtig ist. Phew, es hat gepasst und der nächste Pfeil schickte uns direkt ins dichte Schilf aufs Wasser zu!!! Beim genaueren Hinsehen entdeckten wir einen Holzweg mit dem Vermerk – Caution slippery when wet – ja danke, sehr hilfreich! Unter dem Schilfdickicht war der Steg nicht immer gut zu sehen, aber stabil genug, dass wir darüber laufen konnten. Danach wurde der Weg langsam wieder eindeutiger und führte uns erst an einer kleinen Farm vorbei und dann durch den Garten eines kleinen Landhauses. Der Besitzer arbeitete gerade im Garten und freute sich über einen kleinen Plausch mit uns. Ab hier läuft der Pennine Way, ein offizieller Wanderweg, mit unserer Runde zusammen und das bedeutet gaaanz viel Wegmarkierungen und eindeutige Wege, Yehaaaa!
Es dauerte nur noch zwei Anhöhen bis wir direkt am Hadrian’s Wall angekommen waren und dem folgten wir nur noch. Hört sich einfach an, aber die Römer haben das Ding schon taktisch klug platziert und jede verdammte Senke und Höhe mitgenommen, die sie finden konnten. Dafür gab es wieder sehr schöne Aussichten und das Wetter war einfach perfekt heute. Sonne und Wolken wechselten sich ab und die Temperaturen waren angenehm. Auf den letzten Drücker packten wir es noch in das Visitorcenter – The Sill – zu kommen, bevor sie zumachten. Für ein frühes Abendessen passte es leider nicht mehr aber wir konnten noch die Wasserflaschen nachfüllen und zur Toilette rennen. 😉
Jetzt mussten wir „nur“ noch zurück zum Campingplatz. Den erreichten wir ziemlich platt aber glücklich nach 22,7 km und 460 Höhenmeter rauf und wieder runter. Ich muss nicht erwähnen, dass wir diese Nacht sehr gut geschlafen haben.

Anmerkung des Tages:

Dreimal sind wir über den höchsten Punkt am Hadrian’s Wall gelaufen, einfach weil wir es konnten!

Achja, die spinnen die Römer und die Briten haben komische Öffnungszeiten.

22.08.22 Hadrians Wall bei Haltwhistle – 1. Tag


Heute Morgen weckten mich freudestrahlend diverse Muskeln in meinem Körper, die ich offensichtlich laaaaaange nicht benutzt hatte. Das Nächste, das mir im halbwachen Zustand durch den Kopf schoss, „Was zum Henker hab ich da gestern getan???“, in Deutschland wäre dieser Weg über Striding Edge, so wie wir ihn gegangen sind, undenkbar. Nicht ohne volle Kletterausrüstung und entsprechender Einweisung, nicht zu vergessen hunderte Wegweiser, damit man ja nicht vom Pfad abkommt.
Es war ein Wahnsinns Abenteuer und ich bin tatsächlich stolz auf Steffi und mich, dass wir das so gut gemeistert haben. Wir sind uns aber auch einig, DEN Aufstieg machen wir nicht mehr 😀

Nach dem Frühstück eierten wir zum Auto, um weiter nach Norden zu fahren. Die nächsten zwei Tage möchten wir am Hadrians Wall verbringen. Nach kurzer Suche im Internet fanden wir in etwa die Stelle, die uns gestern von Einheimischen empfohlen worden war und gleich einen passenden Campingplatz – Hadrians Wall Camping. Nach etwa einer Stunde Fahrt hielten wir kurz vor dem Ziel an einem Infocenter an. Dort holten wir uns eine Wanderkarte für die Gegend, in der ein paar Rundwege eingezeichnet sind, das langt. Wieder ist unsere Taktik aufgegangen einfach am Campingplatz direkt nach einem Stellplatz zu fragen. Wir haben einen schönen Rasenplatz bekommen auf dem wir uns ausbreiten können.
Geübt haben wir alles aufgebaut und sind dann losgezogen um ein weiteres Infocenter aufzusuchen, das uns vom Campingplatzbesitzer ausgedeutet wurde. Da uns das als zu wenig Bewegung für einen Wanderurlaub vorkam, machten wir direkt eine Rundtour daraus und nahmen natürlich auf dem Rückweg den höchsten und den Mittelpunkt vom Hadrian’s Wall mit. 😀
Zufrieden machten wir uns Abendessen und tüddelten noch ein wenig mit unseren Bildern, die wir den Tag über gemacht hatten, herum.

Anmerkungen des Tages:

Technik im englischen Regen ertränken – Check (Mein Telefon erholt sich so langsam, mag aber noch nicht aufladen.)

Kuhnahtoderfahrung auf der Weide – Check (da gehen wir nicht mehr lang)

Völlig sicherungsfreies Bouldern am Berg auf etwa 900 Höhenmetern – Check (einmal Striding Edge im Leben langt)

Komplett durchnässt auf Wanderwegen unterwegs sein – Check (ich fürchte allerdings, das wiederholt sich)

21.08.22 – Helvellyn via Striding Edge

Yes! We’ve made it!!! Wir haben es wirklich getan und sind auf den höchsten Punkt im Lake District raufgekraxelt. Das Klettern ist diesmal wortwörtlich zu nehmen aber erst mal zum Anfang des Tages.
Ich weiß nicht ob es die Vorfreude oder die Angst vor unserer heutigen Tour war, aber wir sind bald eine Stunde vor dem Wecker wach geworden und waren ansprechbar, ups. In Rekordgeschwindigkeit packten wir unsere Sachen und bauten das Zelt ab. Vor dem Frühstück UND dem ersten Kaffee, das will ich mindestens erwähnt haben. Unsere Taktik war das nasse Zelt für die Zeit, die wir brauchten zum Duschen und Frühstücken, in den Trockenraum zu bringen um es halbwegs trocken einzupacken. Was soll ich sagen, es war fast trocken als wir bereit zum Auschecken und Weiterfahren waren. Alles hatte wieder seinen Platz im Auto gefunden und bis Glenridding ist es eine kurze Fahrt. Ohne Umwege sind wir auf den Hauptparkplatz am Infocenter angekommen und machten uns bereit zum Loslaufen. Die geplante Runde sollte uns von Glenridding über Striding Edge auf Helvellyn führen. Von dort weiter bis Grisedale Tarn (ja da waren wir vorgestern) um dort den Abstieg ins Tal zurück nach Glenridding zu machen.
Auf dem Weg zum ersten Aufstieg hatte ich meine ersten Zweifel und hatte für mich schon im Reiseführer geschaut welche Alternativen wir haben. Zum Abkürzen würde sich der direkte Rückweg über Swirral Edge anbieten … mal schauen, erst oben ankommen und dann entscheiden wir uns. Nach etwa drei Kilometern steil den Berg rauf, kam ein entspanntes Stück entlang einer der typischen Trockenmauern, die es hier überall gibt. So langsam konnten wir sehen und nur erahnen was dann auf uns zukommen sollte. Die „Edge“ ja, ich wusste von Bildern, dass es eine Herausforderung werden wird, was für eine wirklich, weiß ich jetzt hinterher. Zwischendrin musste ich den Kopf soweit ausschalten, dass ich mir zwar bewusst bin, was hier ich tue, aber nicht wie ich das ausführe. Es ist nicht ohne Grund einer der schwierigsten Routen, die man gehen kann aber paradoxerweise auch die beliebteste. Es ist bestes Wetter und Sonntag, klar, dass viel los sein wird. Das hat aber auch den Vorteil, dass man nette Menschen kennenlernt. Kurz vor dem ersten Kletterteil trafen wir auf eine Gruppe Engländer, die hier zum Teil öfter unterwegs sind und den Weg kennen, schnell wurden wir adoptiert. Das war unheimlich hilfreich zu sehen welchen Weg sie durch diesen Irrgarten aus Felsen genommen haben, denn einen richtigen Weg gibt es nur bedingt. An der heftigsten Stelle sind Steffi und ich lieber die „leichtere“ Umgehung knapp unter der Kante gelaufen. Das hat den Puls immerhin soweit wieder beruhigt das nächste Kletterstück zu bewältigen. So gar nicht hilfreich war es an einem Kind und seinen Eltern vorbeizuklettern, die wegen Höhenangst des Kinds feststeckten! Himmelhilf! Nach einer Pause an einer passenden Stelle sind wir vor dem „bad step“ gewarnt worden. Eine extrem fiese Stelle die senkrecht die Felswand runtergeht bei der es nur ausgewählte Tritte und Haltepunkte gibt, die für zu kurz geratene Menschen viel Muskelarbeit erfordern. Ja, ich wollte schon immer mal Bouldern gehen, aber nicht so direkt einsteigen. Ein weiterer fieser Anstieg senkrecht die Wand weiter hoch, sprichwörtlich auf Händen und Knien, erhöhte den Puls ordentlich bis wir endlich über die Oberkante erreicht hatten und auf sanften Graswegen gemütlich weiter laufen, ganz einfach laufen konnten. Während dem Aufstieg war schon die Entscheidung gefallen die eigentlich angepeilte Runde abzukürzen, da wir viel länger brauchten als erwartet und wir waren nicht langsam unterwegs. Wir wollten nach einer ordentlichen Pause gestärkt über Swirrel Edge, die „einfacher“ als Striding Edge sein soll, wieder absteigen. Oben an der Kante stehend entschieden wir uns lieber noch weitere Gipfel mitzunehmen und ein paar Kilometer mehr außen herum zu laufen, als da abzusteigen! Unsere Entscheidung war genau richtig in diesem Moment und so hatten wir bei dem super Wetter noch Wahnsinns Ausblicke in alle Täler um uns herum. Wir konnten sogar die Küste sehen und bis nach Schottland, wie uns später beim Abstieg von Einheimischen erzählt wurde. Die hatten uns direkt noch in der weiteren Unterhaltung mit genau den richtigen Infos versorgt für unseren nächsten Stopp am Hadrian’s Wall.
Lebend und glücklich zurück in Glenridding am Auto entschieden wir uns zur Jugendherberge in Patterdale zu fahren und dort, je nachdem was wir bekommen, dort unser Zelt aufzuschlagen oder ein Zimmer zu beziehen.
Es wurde sogar ein Doppelzimmer für uns alleine. Das nutzen wir um etwas Ordnung in unser Chaos zu bekommen und die ersten Klamotten durch die Waschmaschine zu jagen. Entspannt beendeten wir den Abend in der Lounge damit Bilder und Videos des Tages anzuschauen. Der Muskelkater morgen wird fürchterlich werden!

20.08.22 – Honister Slate Mine und Buttermere

Bedingt durch die schlechte Wettervorhersage für heute haben wir unsere Pläne einfach umgedreht. Statt auf Helvellyn raufzukraxeln fahren wir nach Buttermere. Das wurde uns absolut empfohlen und dann machen wir das. Der Weg dorthin führte uns über den Honister Pass, ja genau das beinhaltet Passstraßen!! Im Linksverkehr! Holla die Waldfee! Ich bin durch Italien ja schon einiges gewohnt an engen Straßen aber das heute war noch eine Stufe drüber. Direkt am Honister Pass gibt es Honister Slate Mine und dort werden Touren in die alten Minen angeboten. Es hat wie so oft gepasst und wir konnten die nächste Tour mitmachen. Wie auch immer ich da reingeraten bin, ich durfte das Schlusslicht machen und die Schäfchen beisammen halten. Die Tour ist sehr zu empfehlen und unser Guide war lustig und gut drauf. Er hat die Geschichte des Schieferabbaus sehr gut rüber gebracht und alle Altersklassen mit einbezogen.
Nach der Tour sind wir weiter nach Buttermere und direkt vor dem ersten Ortschild das erste mal nass geworden.
Nach dem Kaffee trauten wir uns doch auf die Runde um den See. Am hintersten Ende brach von allen Seiten ein Regenschutt der übelsten Sorte los. Die Mauer hinter der wir Schutz suchten hielt nur bedingt den Regen ab und ab einem bestimmten Punkt ist es ist es auch egal.
Da wir auf der Hälfte der Runde waren machten es keinen mehr ob wir weiterlaufen oder umdrehen. Wir beendeten die Rund und es hat ja doch Spaß gemacht. Inklusive Galgenhumor und Pfützenspringen.
Patschnass erreichten wir das Auto. Genug Klamotten zum wecheln haben wir zum Glück immer dabei. Das umziehen neben dem Auto im Regen ohne alle unter Wasser zu setzten ist eine neue Herasforderung.
Halbwegs trocken sind wir zurück nach Grasmere gefahren und die Fahrt zurück war genauso abenteuerlich wie die Hinfahrt.
Für die durchgesuppten Klamotten hats in der Jugendherge netterweise einen Trockenraum den wir mitbenutzen dürfen.

19.08.22 – Grasmere und Grisedale Tarn

Was ein schöner Start in den Urlaub. Das Wetter ist zwar recht wechselhaft und kann sich nicht so ganz entscheiden aber es passt schon. Morgens sind wir nach dem Checkout in die Kirche zum Frühstücken gegangen. O:) Ja wirklich in die Kirche und das war echt lecker dort.
Von der Checkliste kann ich das „Full Englisch Breakfast“ abhaken. Das ist erledigt und langt für den Rest des Urlaubs. Das ist erledigt und den nächsten Punkt – Shopping- haben wir als Mädels direkt mit erledigt. Der Lake District ist für Wanderer das absolute Shoppingparadies, ein Outdoorladen am anderen. Ausgestattet mit jeweils mit jeweils einer neuen Zipp-Off-Hose, eine Regenjacke für Steffi, einem Kuschelfleece und Socken für mich kann die erste Tour beginnen.
Achja, einen neuen Schlafplatz brauchten wir auch noch und so sind wir zur Jugendherberge und haben dort noch einen Platz zum zelten für zwei Nächte bekommen und uns gleich Häuslich eingerichtet.
Von hier sind wir bequem zur ersten Wanderung los. Das Ziel ist Grisedale Tarn eine kurze Strecke passend für den Nachmittag. Über die Höhenmeter legen wir lieber den Mantel des Schweigens. Begleitet von mähenden (geblöke trifft es besser) arbeiteten wir uns Stück für Stück Tongue Gill hinauf. Vorbei an Wasserfällen bis rauf zum Grisedale Tarn. Die Aussichten während dem Aufstieg sind wie immer der Hammer und durch die schnellen Wetterwechsel muss ich immer an mich halten nicht alle zwei Minuten stehen zu bleiben und schon wieder ein Bild zu machen. Zum Glück ist Steffi genauso verrückt. 😀
Oben am See war es viel zu windig um eine ordentliche Pause zu machen also fingen wir an ihn zu umrunden um einen Windgeschützen Platz zu finden. Fast am Ende der Rund fanden wir einen Punkt. Nicht super bequem dafür fast Windstill. Ein paar Schafe schielten neugierig um die Ecke was wir dort machten und zogen weiter den Berg hoch. Wir machten uns langsam an den Abstieg da wir doch länger gebraucht hatten als erwartet. Für mich beruhigend war, das ich noch weitere Wanderer sehen konnte. Wir sind also nicht die letzten die hier rumkrauchen. Ganz verrückte sind sogar erst aufegstiegen als wir hal den Fell wieder unten waren. Das wäre mir definitiv nichts, da hätte ich sorge das mir das Tageslicht davon läuft.
Nass aber glücklich, ja natürlich hat uns noch der Regen erwischt, sind wir an unserem Zelt angekommen.
Nach der heißen Dusche stand noch Abendessen und ein bisschen Entspannung an ehe wir uns in die Schlafsäcke einmummelten.

18.08.22 – Uuuuuuurlaub, die Anreise

Wie so oft endete die Nacht seeeehr früh zum Urlaubsstart. Um 4:30 war ich mit dem ersten Weckerklingeln tatsächlich direkt bereit aufzustehen, schon alleine aus Angst noch einmal wegzudusseln und dadurch zu verschlafen. Das wäre extrem blöd da mein Zeitpuffer, um Steffi pünktlich in Xanten abzuholen, einfach verpufft wäre. Dämliches Wortspiel ich weiß 😅das liegt dezent am Schlafmangel.
Es hat in jedem Fall alles prima geklappt und ich bin ohne Stau gemütlich bis zum Treffpunkt gefahren und hatte jede Menge Zeit über zum Frühstücken. Von Xanten ging es zu zweit weiter zum Fährhafen in Hoek van Holland um von dort nach England überzusetzen. Ist der Hafen klein, Schnuckelig und extrem gut Ausgeschildert! Ich bin begeistert und es hat meine Nervosität etwas beruhigt. Die Aussicht über 6 Stunden auf einem Schiff auszuhalten ist für mich eigentlich Aufregung genug, denn Seefest bin ich nicht 😱. Trotzdem bin ich auf die glorreiche Idee gekommen die längere Strecke mit der Fähre zu fahren um nicht direkt um London herum in den Linksverkehr einsteigen zu müssen. Die Überfahrt ging überraschend gut für mich. Solange ich mich nicht viel laufend auf dem Schiff bewegt und freien Blick aus dem Fenster hatte ging es mir echt gut.
Nach einer endlosen Zeit auf dem Wasser steuerten wir endlich den Hafen in  Harwich an und konnten beobachten wie das Schiff Zentimeter genau anlegte. Irre einfach irre! Zügig kam der Aufruf für die Autofahrer zu ihrem Fahrzeug zurück zu kehren und sich bereit zu machen zur Ausfahrt. Gesagt getan und wir haben sogar auf Anhieb das Auto wieder gefunden auf dem riesen Deck 🙈 aber es ging nur sehr schleppend vorwärts. Irgendwo  hakte es und wir brauchten recht lange bis wir draußen waren. Ab da ging es nur noch im Schritttempo weiter. Es dauerte etwas bis klar war, das es wegen der Passkontrolle ist. Oh man, gute zwei Stunden später durften wir endlich unsere Pässe vorzeigen und einreisen. Bedingt durch die lange Wartezeit hatten Steffi und ich uns umentschieden und einen anderen Campingplatz rausgesucht der eine Anreisezeit bis 23:00 Uhr auf der Webseite angegeben hatte. Nur etwa 5 km vom Hafen entfernt, ok nehmen wir. Eine halbe Stunde vor Zapfenstreich erreichten wir den Campingplatz der sich als Pub mit großem Garten entpuppte. Trotzdem mit allem ausgerüstet was man zum Campen braucht. Wir setzten das Auto in den Schlafmodus, tranken ein gute Nacht Bier und verkrümelten uns ins Land der Träume. Es war ein echt langer Tag.

Die Sonne weckte uns am nächsten Morgen sanft und wir starteten seeehr langsam in den ersten Urlaubstag. Heute wollen wir bis rauf in den Lake District fahren und haben den ganzen Tag eingeplant. Abenteuer pur im Linksverkehr 😁 besonders das Kreisel fahren und die Engländer liiiieeeben Kreisel in allen größen und Ausführungen. Das typische englische Wetter durfte natürlich auch nicht fehlen, ein paar ordentliche Regenschauer müssen sein.
Wohlbehalten, mit einem neuen durchschnittlichem Rekordverbrauch  von 4,8 Liter pro 100 km, sind wir in Grasmere angekommen. Von unterwegs haben wir (wirklich) last Minute ein Zimmer gebucht. Die Unterkunft ist ein Pub mit Gästezimmer. Voll süß und liebevoll eingerichtet. Nach der langen Fahrt hatten wir Bewegungsdrang und sind in den kleinen Ort Grasmere gelaufen um uns umzusehen. Zurück in unserer Unterkunft legten wir uns trocken und es gab es ein kleines Bier in der Bar. Dann war es auch Zeit ins Bett zu kriechen. ☺️ Morgen soll das Wetter wieder besser werden passend zur ersten Wanderung.

25. Juni 2022 von Muxia bis Finisterre und hoch zum Leuchtturm



Endlich im vierten Anlauf schaffe ich es diese Strecke zu laufen und das Wetter passt!! Blauer Himmel mit weißen Wattewölkchen bestückt ein leichter Wind und viel Landschaft. 😁 Alles das was ein Pilger/Wanderherz vor Freude springen lässt.
Die Strecke ist so schön und so abwechslungsreich wie ich mir gewünscht hatte aber nicht drauf hoffen wollte. Bis Lires bin ich in einer Rekordzeit gelaufen 🙈 gar nicht mal absichtlich es hat sich einfach ergeben. Der Part aus Muxia raus und den ersten Berg hoch war sicherlich anstrengend aber es lief sich so gut und ich merkte gar nicht wie schnell ich war. Inklusive Bilder machen und Aussicht genießen.
Das kommt bei mir nicht zu kurz 😁
In Lires ist der erste und einzige Punkt auf der Strecke wo man etwas zu Essen und trinken kann bzw Nachschub bekommt. In der Bar dort traf ich auf Sandra – eine Italienerin aus Deutschland – wir begegnen uns seit dem ersten Tag immer wieder. Wir gönnten uns beide ein zweites Frühstück um mit neuer Energie weiterzulaufen. Das klappte so gut das wir plappernd bestimmt drei eher 4 Kilometer liefen – meistens Bergauf – bis Sandra feststellte sie ist an ihrer Herberge vorbei gelaufen. 😂
Da sie nichts gebucht hatte versuchte ich sie zu überzeugen einfach bis Finisterre durchzulaufen aber sie wollte nicht, wünschte mir einen schönen Tag und drehte wieder um.
Ich wäre in der Situation bestimmt nicht mehr umgekehrt sondern einfach weiter gelaufen 😇
Das machte ich auch und kam zügig voran. Nach dem letzten Anstieg ging es durch einen Wald und am Ende vom Wald konnte ich mein Ziel schon sehen.
Nur noch Bergab – aua – durch zwei Ansiedlungen und dann … zeigten die Pfeile vom Strand wieder weg. Wie bitte?! Mit einem Blick auf die Karte entschied ich kurzerhand: nö, ich gehe jetzt hier geradeaus und wechsle auf den Weg der direkt von Santiago nach Finisterre läuft. Dieser führt nämlich über den endlos langen Strand und ist viel schöner, wie oben an der Straße langzulaufen.
Vom Ende des Strands ist es nicht mehr weit bis in den Ortskern dort sollte ich mein Hotel finden.
Ein paar Meter vor dem Hotel hörte ich ein freundliches Melanie, Melanie über die Straße rufen. Es waren welche von einer Niederländischen Gruppe die ich immer wieder getroffen hatte. Sie freuten sich das ich es geschafft hatte und fragten direkt ob ich mit der ganzen Truppe Abends mit zum Leuchtturm kommen möchte.
Ich sagte gerne und wir verabschiedeten uns bis später.
Ich legte eine Dusch und Waschrunde in Rekordzeit ein, dann zog es mich zurück zum Strand 😁
Auf dem Rückweg war der Supermarkt wieder offen und ich kaufte für ein kleines Picknick ein.
Wo war die Zeit heute geblieben? Mit einem Blick auf die Uhr packte ich meinen Rucksack und ging zum Treffpunkt.
Dort gab es ein Hallo von der ganzen Gruppe und schön das du mitkommst.
Mit einem ordentlichen Tempo ging es Bergauf zum Leuchtturm. Oben am 0 Kilometer Stein angekommen gab’s natürlich Fotos für alle 😂 da kann man sich gar nicht vor drücken.
Ich kann mich nur wiederholen, was hat sich das Wetter zum besseren entwickelt! Die Sonne plummste zwar gefühlt vom Himmel aber es war so schön dort oben auf den Felsen zu sitzen und dabei zuzuschauen.
So schön und entspannt Muxia ist, für mich wird der Endpunkt eines Caminos immer in Finisterre hinter dem Leuchtturm sein!
Mir bleiben nun zwei lauffreie Tage übrig die ich hier am Ende der Welt und in Santiago verbringen werde. Dann ist die Woche vorbei und ich sitze im Flieger nach Hause, leider.
An den Rückflug mag ich jetzt nicht denken und genieße einfach die Zeit die ich noch habe 😁

Ach ja allen Unken zum trotz: bis hierhin habe ich nichts verloren unterwegs und alles ist Heil geblieben inklusive mir 😜 Der blaue Fleck am Ellbogen von einem kleinen Ausrutscher an den Felsen in Muxia ist fast nicht mehr zu sehen. Der Qualle am Strand von Finisterre bin ich nur auf den Kopf getreten – wie wir dank „Findet Nemo“ gelernt haben sind nur die Tentakel giftig – also alles gut 😁

24. Juni 2022 von Quintans bis Muxia

Auf geht’s an die letzten Kilometer bis zum ersten Ziel Muxia. Heute wird ein sehr kurzer lauftag für mich. Laut den Kilometersteinen sind es Knapp über 11 Km und laut Reiseführer noch 10,2
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen  Es ist mir aber auch egal denn so oder so bleibt genug Zeit um gemütlich durch den kleinen Ort zu streunen.
Der morgen begann zur Abwechslung sonnig! Das machte das Laufen gleich viel angenehmer auch wenn meine Waden mich für komplett bescheuert gehalten haben beim aufstehen.
Nach 2x rund 28 km fällt der Muskelkater besonders in den Waden dezent auf. 
Egal nach der warmlaufphase lief es wie geschmiert und auf etwa der Hälfte der Strecke konnte ich das erste Mal das Meer und mein Ziel sehen.
Wohoooo, angespornt von dem Ausblick ging es zügig voran.
Leider meinte das Wetter es müsste so knapp anderthalb Kilometer vor Muxia sich ausregnen zu müssen. Zu faul die Regenklamotten auszupacken zuppelte ich den „Notfallponcho“ aus der Seitentasche und warf ihn mir über.
Sofort fing das Ding an um mich herum zu flattern und ich wusste wieder warum ich die so ungern benutze. Außer geraschel hörte ich gar nix mehr um mich herum. Das Teil erfüllt seinen Zweck von daher ist es ok, mehr aber nicht.
Ich trotzte dem Regen und lief direkt durch den ganzen Ort um am letzten Zipfel von Muxia zur Kapelle zu gehen.
Die hatte offen  so richtig offen offen zum reingehen und besichtigen.
Ich holte mir meinen Stempel ab und schlich für die ersten Fotos um die Kapelle. Bedingt durch ordentliche Windböen und Regen beschloss ich erst zum Hotel zu gehen mich trocken zu lege  und dann einen weiteren Versuch ohne Rucksack zu starten.

***

Der Regen machte tatsächlich recht schnell eine Pause (kürzer als ich gehofft hatte) und so schnappte ich meine Sachen und ging zuerst zum Strand. Hach, ist das schön dort!
Von dort zog es mich zurück Richtung Kapelle aber weit kam ich nicht der nächste Schauer stoppte mich und ich rettete mich erst in eine Bar und ging dann zurück ins Hotel.
Theoretisch soll eine länger Regenpause ab 16:00 Uhr sein laut dem Regenradar. Ich lass mich gern positiv überraschen. 
Im Hotel fragte ich an der Rezeption ab wieviel Uhr der Supermarkt wieder aufmacht. Darauf bekam ich die Antwort das heute ein Feiertag ist und wahrscheinlich gar nix mehr aufmacht.
Auf mein „Oh“ kam die Frage ob ich was dringend brauche und Wasser auch hier bekommen könnte. Die waren echt süß und besorgt ich könnte jetzt verhungern. Ich meinte lachend das alles gut ist und ich sicherlich in einem Restaurant fündig werde. Verhungern werde ich bestimmt nicht bei dem Angebot hier. 
Wahrscheinlich fällt mein angedachtes kleines Picknick auf den Felsen am Meer eh ins Wasser. Ich halte einfach auf dem Weg ausschau was auf hat und mich anlacht.

***

Im Endeffekt landete ich in der gleichen Bar wie am Vormittag. Dort hatte ich ein Schild am Eingang gesehen darauf stand das die Küche durchgehend geöffnet ist. Die Spaghetti mit Gemüse waren sehr lecker und die Portion zu groß für einen kurzen Lauftag 
Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit  beruhigt und zaghaft versuchte die Sonne durch die Wolken zu kommen, mit Erfolg. Der Sonne entgegen zog es mich an die Spitze von Muxia zum Santuario de Nuestra Signorina de la Barca. Zum zweiten mal heute 
Ich tobte mich beim Bilder machen aus und genoss die Zeit vor der Kapelle und die Sonnenstrahlen. ☺️
Bis zum Sonnenuntergang waren es noch gute zweieinhalb Stunden.
Auf so eine krasse Besserung war ich gar nicht eingestellt und hatte außer der Kamera und Regenklamotten nichts weiter mit.
Das war aber ok und ich bummelte ganz langsam zum Hotel zurück. Direkt vorm Hotel musste noch ein Abstecher zum Strand sein und siehe da eine Jakobsmuschel hab ich gefunden 
Morgen geht es dann weiter nach Finisterre.