2. Tag South Downs Way – von Winchester Hill bis Upper Parsonage Farm

Fast mit dem Sonnenaufgang waren Steffi und ich wach und konnten nicht mehr weiterschlafen. Die Nacht war ruhig und doch unruhig beim Schlafen, bedingt durch das leicht abschüssige Gelände.
Es war trotzdem schön und wir beschlossen für unser Frühstück zu der Picknick Area mit Aussicht das kleine Stück zurück zu laufen.
Nachdem wir gestern unfreiwillig über 28 km gelaufen sind, wird das heute definitiv kürzer ausfallen. Nach gestern schlauer geworden, versuchten wir vorab beim  Campingplatz anzurufen. Im zweiten Versuch erreichten wir auch jemanden und unser Platz ist sicher für heute. Juhu!
Über die Weide mit den jungen Bullen, die wir sehr früh überqueren mussten, kann ich sagen, wir hatten saumäßiges Glück, dass gerade ein weiteres Paar den gleichen Weg hatte und wir uns anschließen konnten.
Sonst ist der Tag sehr ruhig und gemütlich verlaufen. Wir haben immer noch bestes Wetter, wunderschöne Landschaft und viele harmlose Tiere um uns herum wie Schafe, Fasane, Singvögel und sehr viele Raubvögel, die über unseren Köpfen auf Beutesuche ihre Kreise ziehen .
Am Sustainable Center machten wir eine frühe und lange Mittagspause. Die Sandwiches wurden ganz frisch zubereitet mit viel Grünzeug und zusätzlich Salat und Chips 😇
Das war genau die richtige Portion um gerade so den nächsten Berg hochzukommen. Von hier war es nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft, die Upper Parsonage Farm.
Dass die im Tal liegt war ins klar, trotzdem motzten unsere Waden berechtigterweise beim Abstieg. Das Kopfkino lief zeitgleich in Dauerschleife mit sche***, dass müssen wir morgen früh alles wieder rauf laufen. 😱
Am Campingplatz angekommen, machten wir es uns bequem bis die Besitzerin kam um uns einzuchecken. Das ging super unkompliziert: Hallo, ihr seid die Camper, die angerufen haben? Ja sind wir. Alles klar pro Person kostet es soundso viel und den Rest habt ihr ja schon alles gefunden. Bezahlt ihr bar oder mit Karte?
Schnell und einfach.
Jetzt genießen wir die Sonne faul im Garten und buchen die nächsten Nächte sicherheitshalber vor.

1. Tag South Downs Way – von Winchester bis ins Nirgendwo

Während dem sehr leckeren Frühstück hatten wir beschlossen, wir machen einen gemütlichen und eher kurzen Lauftag zum Eingewöhnen. Das macht Sinn, da Steffi noch gar keine Tour mit einem großen Rucksack gelaufen ist und meine letzte mit voller Campingausrüstung eine Weile her ist.
Wir peilen Holden Farm für heute an und wollen dann vor Ort weiter sehen. Bis dorthin sind es etwas über 11km. Winchester raus war sehr lustig, die Beschilderung war etwas dürftig, dafür sind die Anwohner darauf trainiert verloren wirkende Wander sofort an die Hand zu nehmen und auf den richtigen Weg zu bringen 😅
Nachdem wir die Zivilisation hinter uns gelassen hatten, wurden wir mit sehr viel Landschaft um uns herum verwöhnt. Die Sonne meinte es sehr gut mit uns und brutzelte ordentlich von oben. Bis zu 28/29 Grad sollten wir erreichen und kaum ein Lüftchen. Nach diversen Steigungen kam uns auf der Halbzeit in etwa der Kaffeestand sehr recht. Eiscreme gab es nicht, dafür leckeren Kaffee Latte auf Eis.
Gemütlich ging es weiter nach Holden Farm. Hier könnten wir den Tag beenden und unser Zelt aufschlagen. Das ist uns aber nach kurzer Überlegung viel zu früh um den Tag zu beenden.
Wir beschließen weiter bis Exton zu laufen und dort eine feste Unterkunft zu nehmen.
Gesagt getan in einer noch recht guten Zeit kamen wir in dem Ort an und klopften bei dem ersten B&B an… Erfolglos es war niemand zu Hause.
Weiter ging es zum großen Pub im Ort. Dort war die Hölle los und wir bekamen eine Absage, sie sind ausgebucht. Verdammt, wir bekommen aber zwei Namen wo wir anfragen können. Die Unterkünfte sind allerdings so weit ab vom Schuss, dass sie uns nichts bringen und wir nochmal Tante Google befragen. Die sagt uns netterweise es wären noch Zimmer frei in genau dem Pub, vor dem wir standen. Nach erneuter Nachfrage standen wir immer noch ohne Unterkunft da und mit der Info, dass es schwer wird mit Unterkünften, da ein Feiertag und somit ein langes Wochenende ansteht.
Wir schauten noch mal nach Alternativen als wir gefragt wurden ob wir Hilfe brauchen. Nach einem kurzen Plausch und der Empfehlung: Ihr habt alles zum Campen dabei, dann campt doch einfach wild! Wir bekommen noch ein paar Tipps wo das am besten machbar ist und wo wir auf gar keinen Fall zelten sollen, machten wir uns auf die Socken.
Ein kurzer Tag zum Einstieg ist es schon lange nicht mehr, da kommt auf die paar Kilometer nicht mehr an. Die letzten Höhenmeter waren doppelt fies! Nach der Winchester Hill Nature Reserve hielten wir Ausschau nach einem guten Platz.
Wir fanden pünktlich zum Sonnenuntergang einen trockenen, leicht abschüssigen Platz im Wald und schlugen dort unser Lager auf.
Nachdem Steffi und ich festgestellt hatten, dass wir seit dem Frühstück eigentlich nichts mehr groß gegessen und trotzdem immer noch keinen Hunger hatten, krabbelten wir nach einer kurzen Katzenwäsche nur noch in die Schlafsäcke und lauschten den Tiergeräuschen bis wir einschliefen.

02.07.2023 Moselcamino – wir folgen weiter der Muschel, diesmal sogar am Wasser entlang

Gestern Abend hatten wir uns noch ein wenig mit dem Moselcamino beschäftigt und beschlossen, dass wir soweit an der Mosel und dem Kanal dem Camino folgen bis wir am letzten Fähranleger sind, um damit gemütlich in die Innenstadt zurück zu fahren. Da wir durch die Zivilisation – quer durch die Stadt – nur für etwa 7-8 km unterwegs sind brauchen wir außer was zu trinken und unseren Kameras eigentlich nichts, dachten wir zumindest 🙄 Aus einem reinen Bauchgefühl heraus, packte ich Last Minute noch die restliche Schokolade und eine kleine Tüte Chips in meinen Rucksack bevor wir los gingen. Wir liefen zu unserem Einstiegspunkt an einer Brücke und folgten lauten Anfeuerungsrufen dem Ufer entlang. Gestern und heute findet ein Triathlon statt, dementsprechend liefen wir Slalom durch die diversen Zuschauer bis der Weg uns aus der Menge rausführte. Schnurgerade, immer am Kanal entlang, durch meistens einen Grünen Tunnel, Aussichten werden überbewertet, liefen wir bis die Socken qualmten und ein leichtes Hungergefühl sich zaghaft bemerkbar machte. Mittlerweile hatten wir zwar nicht die Zivilisation verlassen aber jegliche Einkehrmöglichkeit wortwörtlich hinter uns gelassen. Soviel zum Thema wir brauchen heute nicht viel mitnehmen 🙈. Die Schokolade (nicht alles auf einmal) gab uns neuen Schwung für den Rest am Kanal entlang, ehe es auf lauter kleine Inseln in der Mosel langsam zurück in Richtung Stadt ging. Der Fähranleger kam langsam in Sicht, wir mussten nur noch die Autobahn über-und unterqueren und schon war das Ende unserer heutigen Tour in Sicht … dachten wir …
Natürlich musste es so kommen 🥴 Wir standen mitten in der Wallachei, die Mägen auf Halbmast und das Schild am Fähranleger sagte: Sonntags Ruhetag! Ich glaub’s ja nicht! Leicht gefrustet setzten wir uns auf eine Bank im Schatten und verputzen den Rest Schokolade und die Minitüte Chips. Ein opulentes Mahl 🙈🤦🏻
Es blieb uns nichts übrig, egal wie sehr wir am schimpfen waren, wir mussten zurück in die Stadt laufen. Das war nichts mit der kleinen Runde und dem Bootfahren. Der Schrittzähler sagte jetzt schon fast 10 km, wir kommen also wieder auf mindestens 20 km heute. Genug gemosert, im „Eilschritt“ flogen wir fast über den flachen Radweg zurück in die Innenstadt von Metz. Am St Jaques Platz hatten wir eine Crêperie entdeckt und es gab endlich etwas zu Essen 😋🤤 und spätestens jetzt konnten wir schon wieder über die ganze Situation lachen 😉.

Verflixte Technik!

Ach ja, ich komme mir vor wie auf einen Freitag den 13. dabei ist der doch schon eine Weile her und ich glaube noch nicht mal daran.

Nach dem Wecker klingeln lief erst noch alles ganz normal bis ich mit meinem morgen Kaffee einen Blick auf mein Handy geworfen habe. Das Speicherkartensymbol leuchtete mich an und sagte mir, fast schon aggressiv, Speicherkartenfehler!! Mein erster Gedanke: Verdammt! Der zweite Gedanke: ganz ruhig bleiben und das Telefon neu starten.
Ein guter Gedanke nur hat er nichts gebracht … 😦 ganz im Gegenteil durch die fehlerhafte Karte wollten einige Apps nicht mehr richtig mitspielen. Ein Kartentausch ist nun unvermeidbar inklusive der Arbeit um wieder alles zum laufen zu bringen. Passt, hab ja momentan viel Zeit die ich eigentlich anders nutzen wollte. Mit einem tiefen seufzen hab ich das Werkzeug zum entfernen der Speicher und Simkarte raus gekramt und aus einer meiner Kameras die Micro-SD Karte. Da hab ich zum Glück noch ein paar Karten zur Verfügung. Während ich auf der Karte nachgeschaut habe was noch drauf ist und dem formatieren versuchte ich den Kartenslot am Telefon mit dem futzeligen Werkzeug zu öffnen. Erst weigerte die Klappe zu sich zu öffnen um dann mit einem plopp mir um die Ohren zu fliegen. In hohem Bogen schossen die Speicherkarte, die Simkarte und der Halter durch die Gegend. Den Halter hab ich als erstes gefunden und die Speicherkarte auch recht zügig nur die Simkarte war weg! Verfixte Sch****!

Nachdem ich mich, die Sitzecke in der Küche und den Schrank hinter mir verzweifelt abgesucht hatte fiel mein Blick auf die noch halbvolle Kaffeetasse… Bitte bitte sei nicht in den heißen Kaffee gefallen.
Nicht mehr so leise vor mich hinschimpfend schüttete ich den guten, den ersten Kaffee am frühen morgen, vorsichtig in die Spüle um die Karte im Zweifelsfall aufzufangen. Das Ergebnis? Nichts, niente, nothing! Die Simkarte hat sich in Luft aufgelöst. Verzweifelt das Handy zu schütteln hilft definitiv auch nichts, hab ich festgestellt. Die Karte ist im Bermudadreieck meiner Küche auf mysteriöser Weise verschollen.

Richtig gefrustet machte ich mir einen zweiten Kaffee und entdeckte aus dem Augenwinkel ein kleines Plastikteil unter der Heizung. Nein, keine Halluzination sondern wirklich die vermisste Karte, juchuuu!!

Supervorsichtig und mit leicht zittrigen Fingern, bloß nicht wieder fallen lassen, hab ich die neue SD-Karte und die Simkarte eingesetzt und mit einem tiefen Luftholen das Telefon neu gestartet.

Kurz vor dem asthmatischen Kollaps das erlösende aufleuchten des Displays. Es funktioniert!

Jetzt sitze ich hier und kopiere nach und nach meine noch zu rettenden Daten von der kaputten Speicherkarte zurück aufs Telefon. Meine Bilder konnte ich schon mal alle retten! Der Rest ist relativ egal 😉

Jetzt kann ich mit euch über das ganze herzhaft lachen und wünsche allen einen ruhigeren Start ins Wochenende als meinen und das die Technik weiter brav seinen Dienst tut.