Burgos nach Carrión de los Condes

Die Öffentliche Herberge in Burgos, ein riesen Ding mit ich glaube 5 Stockwerken und ich weiß nicht wieviel Betten pro Stockwerk, war erstaunlich ruhig in der Nacht. Tatsächlich kein schnarchen oder großartige unruhe am frühen Morgen oder irgendein schlaumeier der einfach das Licht anmacht. So leise wie möglich um die anderen nicht zu stören schnappte ich mir nach und nach meine Sachen um erst mal ins Bad zu verschwinden um dann mit Sack und pack in den Flur zu schleichen um dort dann meinen Rucksack endgültig einzupacken. Heute standen etwa 32 Kilometer an, durch den Anfang der Meseta was bedeutete erstmal keine Berge oder großartigen Steigungen mehr. Aber leider auch kaum bis keine Bäume, Büsche oder sonstiges was Schatten spenden kann. Die Wetter Vorhersage versprach das es wieder bis zu 35 Grad werden kann, juhuu ich brauche noch eine zweite Wasserflasche!
Erstmal musste ich aus Burgos wieder rausfinden was mir endlos vorkam! Gefühlt kreuz und quer scheuchten einen die Wegmarkierungen an einer großen Straße nach der anderen lang. Ich glaube von der ersten Etappe des Tages waren alleine gefühlte 3-4km (wahrscheinlich weniger) aus der Stadt raus. Fast von jetzt auf gleich brachten die Markierungen einen in eine kleine ruhige Straße die sich plötzlich öffnete zu nur noch Landschaft um einen rum. Beim ersten Kaffeestop in Tardajos besorgte ich mir eine zweite Flasche mit Wasser und weiter ging es auf der staubigen Schotterpiste. Den zweiten Ort ließ ich Links liegen denn der war schon zu sehen als ich Tardajos verließ nächster stop dann in Hornillos del Camino. Manchmal bin ich ja schon froh meinen MP3-Player dabei zu haben. Wenn die Landschaft auch schön ist und es sind wirklich kaum Steigungen dabei gewesen, es war doch bald etwas eintönig. In Hornillos del Camino traf ich auf bekannte Gesichter und die beiden warnten mich etwas vor der nächsten Strecke. In dem Sinne das man Hontanas eigentlich erst sieht wenn man fast schon reinstolpert da es in einer Senke liegt. Gut zu wissen! Da es schon auf ein Uhr zuging verkürzte ich die Mittagspause etwas da es schon ordentlich warm war und wie schon angedeutet auf den nächsten11km kein Schattenplatz zu finden sein sollte. Die Strecke zog sich endlos lang! Ohne wirkliches Zeitgefühl vorbei an abgeernteten Felder, Sonnenblumen ohne Ende und zur Abwechslung kleine bis große Haufen aus Kalksteinen. Zeit ist realtiv und kurz vor der ersten Verzweiflung kam ein erlösendes Schild das sagte Hontanas noch fünf Kilometer sch*** nicht wirklich wahr, oder!? Wie in einem schlechten Western-Comic war kein flecken Schatten in Sicht, eine Steigung vor mir die ich dachte schon hinter mir zu haben, das Wasser in meiner Trinkflasche hatte schon fast die richtige Temperatur um nur noch den Teebeutel reinzuhängen und die Geier kreisten schon krähend über mir … Okay die Geier sind übertrieben, es waren nur Krähen oder Raben was weiß ich … große schwarze Vögel die mich sicherlich am auslachen waren. Da kommt einem die Frage wie zum Henker man auf die Idee kommen konnte erstens über 30km an einem Tag zu gehen, ganz davon zu schweigen Nordspanien durchqueren zu wollen!?!?!  Sorry für den Galgenhumor aber das ist der erste Tag wo ich wieder alleine unterwegs bin und mir fehlt jetzt schon die Gesellschaft meiner Kanadischen Familie 😦
Wie mir zum Glück vorher erzählt wurde, sah ich zuerst die Spitze des Kirchturms und dann in der letzten Kurve den ganzen Ort, endlich geschafft. Ich würde schon erwartet um zusammen ein Bier zu trinken. Ein weiteres bekanntes Gesicht gesellte sich noch zu uns und nach kurzem hin und her Fragen kam raus, wir sind zur gleichen Zeit in St Jean gestartet, was ein schöner Zufall! Zu fünft hatten wir dann noch einen schönen multikulturellen Abend.     

Wer auch immer oder warum auch immer man seinen Wecker auf fünf Uhr morgens stellen muss und ihn dann nicht griffbereit hat zum gleich ausschalten werde ich nie verstehen. Ja man startet realtiv früh aber fünf Uhr?!? Fast der ganze Raum war so früh am packen und rumwuseln nur zwei oder drei (inklusive mir) weigerten sich da mitzumachen. Halb wieder eingeduselt ging der nächste Wecker um sechs Uhr los. Ja ok ich hab den wink verstanden und war jetzt auch endgültig wach … da die meisten Mitpilger schon verschwunden waren hatte ich mir ausnahmsweise mal etwas mehr Zeit im Bad gelassen. Zurück im Raum und fertig mit meiner packerei bemerkte ich fasziniert das der, der über mir das Bett hatte immer noch nicht fertig war mit seinem Rucksack packen! Nicht das er schon mit dem ersten Schwung um fünf Uhr, wenn ich mich nicht ganz täusche damit angefangen hatte! Ja wenn ich soviel Zeit zum packen brauche kein Wunder das ich dann früher aufstehen muss 😉
Vor sieben Uhr loslaufen ist mir zu früh und auch einfach noch zu dunkel, ich weigere mich mit Taschenlampe zu gehen. Es muss wenigstens schon so hell sein das ich ohne Hilfsmittel die Wegmarkierungen erkennen kann.
Nach einem guten Kaffee und Croissant war es dann hell genug um die ca. 30Km in Angriff zu nehmen. Abgesehen von einem kurzen aber steilen Anstieg und noch steileren Abstieg gibt der heutige Weg nicht soviel her zum beschreiben. Mit Ausnahme von zwei sehr jungen Katzen die sich gleich auf meinen Rucksack und mich stürtzen, die eine hätte ich ja fast mit eingepackt eine kleine dunkelbraun/grau getiegerte. Die hatte es sich sofort auf meinen Beinen gemütlich gemacht als ich mich auf die Bank gesetzt hatte.
Bei dem einen Gespräch heute musste ich tatsächlich  mal laut lachen, dafür muss ich aber glaube ich erst mal ein wenig ausholen. Spannenderweise werde ich eher selten sofort als deutsche erkannt weder vom aussehen noch beim Sprechen. Da die meisten Unterhaltungen in englisch oder einem englisch/spanisch/italienischem mix stattfinden werde ich meist in die Ecke Holland oder irgendwas im Norden gesteckt. Man kann mir zwar anhören das englisch nicht meine Muttersprache ist aber anscheinend vom Akzent nicht so richtig einordnen wo ich herkomme. Bis auf einmal da war diejenige sich nicht sicher ob ich eventuell aus Norwegen oder doch aus Frankreich komme mit untypisch sehr guten Englischkenntnissen … !? Wenn man in der Unterhaltung dann mal soweit kommt das man sich gegenseitig mit Namen vorstellt, war es bisher zu sagen wir 80% so wenn ich meinen Namen gesagt hatte „oh Melanie das ist ein typisch französischer Name richtig!?“ Bis auf heute Mittag und nun komme ich zurück zum Anfang der Geschichte. In einer kurzen Pause hatte ich mich etwas länger mit einem Italiener unterhalten und als wir uns vorgestellt hatten kam als antwort auf meinen Namen „oh Melanie das ist ja ein typisch italienischer Name, schön …“
Ja, was auch immer ich davon halten soll …  ich weiß es nicht. Ich fühle mich dann einfach als Europäer da ich anscheinend überallhin gesteckt werde, egal ob vom Namen, aussehen oder von meiner Art her, nur nicht nach Deutschland.
Ein typischer Weltenbummler halt 😉    

Heute morgen hatte ich doch fast verschlafen! Gegen halb sieben wurde ich durch das Geräusch einer Tür wach und war etwas verwundert schon einige leere Betten zu sehen auf meiner Ebene. Die Herberge war zum Teil in einer alten umgebauten Scheune untergebracht und in zwei Ebenen eingeteilt. Mein Bett war in der Nähe der Treppe auf der zweiten Ebene. Das Mädel neben mir war über meinen „Mut‘ das Bett das am nächsten zur Treppe steht zu nehmen. Nicht mal wegen der höhe sondern wegen dem durchgangsverkehr. Mir war der durchgangsverkehr egal ich wollte nur nicht nochmal in einem freistehenden Bett schlafen und lieber wieder ein Bett mit Wand an einer Seite haben. Ich habe leider die tendenz zu dicht am Bettrand zu schlafen und war in der vorherigen Nacht fast aus dem, freistehenden, Bett gefallen. Ich konnte mich gerade so noch abfangen da mein Schlafsack zum Glück nicht zu war … ja ihr dürft ruhig alle lachen darüber :p.
Mit dem dritten Tag nun in der Meseta verstehe ich auch warum soviele den Teil überspringen. Die Landschaft ist zwar schön aber nicht wirklich abwechslungsreich. Heute ging es den ganzen Tag nur neben der Landstraße auf einem breiten Fußgängerweg lang, nur unterbrochen durch diverse kleinere Ortschaften. Ich bin mal gespannt auf morgen denn der Abschnitt sind 18 oder 19 km ohne irgendwas dazwischen! 

Ventosa nach Burgos

Bevor ich meine Fortsetztung schreibe erst mal lieben Dank an alle für die Kommentare hier, ich kann sie auf dem Telefon zwar lesen aber leider nicht darauf Antworten. Danke auch für die Nachrichten und guten Wünsche für Unterwegs. Über eine bestimmte Nachricht habe ich besonders gefreut kam sie doch in musikalischer Form daher und frischte meinen immer noch vorhandenen Ohrwurm gleich wieder auf. Vielen lieben Dank dafür ihr seid einfach toll und das meine ich ernst!! So konstant wie mich das Lied jetzt schon begeleitet sollte ich es vielleicht einfach zu meinem Persönlichen Caminolied machen 😉
Nicht wundern wenn jetzt vielleicht zwei oder drei Beiträge hinter einander kommen es ist vielleicht etwas übersichtlicher wenn ich die letzten Tage etwas aufteile.
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Nach einem recht wuseligen Frühstück in der überfüllten kleinen Herbergsküche in Ventosa wurden wir kurz vor sieben von den Herbergsbesitzer mit einem Buen Camino verabschiedet. Bei dunklerem Licht (kleiner Gag am Rande) war es trotzdem kein Problem den Wegweisern zu folgen. Der Morgen war eine ganze Ecke kühler als die Tage davor mit einer dichten Wolkendecke. Zwischendurch war es mal ganz leicht am nieseln aber es nicht wirklich wert deswegen die Regensachen auszupacken. Da der Kaffeeautomat in der Herberge pünktlich zur Frühstückszeit seinen Dienst aufgegeben hatte waren wir alle sehr froh nach über zehn Kilometer die erste Bar zu sehen.
Warum auch immer oder keine Ahnung wieso mir das immer wieder passiert, als ich theoretisch an der Reihe  war den Kaffee zu bestellen wurde ich von anderen an der Theke direkt übersehen und in der Schlange quasi nach hinten geschoben. Egal ich erreichte mein Ziel und der Kaffee war seeeeehr gut!! Mit dem erfolgreich gejagten Kaffee ging es dann mit neuer Energie den nächsten Kilometer bis Azofra entgegen. Dort war es Zeit für Lunch und eine ausgedehntere Mittagspause. Das letzte Stück bis Cirueña zog sich wie dafür einfach nur wie Kaugummi! Alle waren froh das auf den letzten Kilometer, vorbei an Feldern ohne auch nur einem Busch oder Baum, die Sonne sich meist hinter den Wolken versteckte und es um einige Grad kühler als am Vortag war. Nachdem der letzte steile Anstieg geschafft war tauchten vor uns Häuser auf und es war quasi geschafft … dachten wir zumindest! Ein auf dem Kopf hängendes Schild erzählte uns leider was anderes! Die Herberge war am Ortsausgang für uns und somit noch mindestens einen Kilometer entfernt, uff!! Ich glaube das war einer der gefühlt längsten Kilometer der letzten Tage.
In Cirueña angekommen entschieden wir uns für die neu aufgemachte Herberge Victoria. Das war wie bei einer Familie mitwohnen. Im Wohnzimmer gab es um sieben Uhr Abendessen für alle und reichlich! Pasta also Spaghetti mit verschiedenen Soßen und Käse  soviel man wollte und konnte als ersten Gang. Eigentlich bereits satt gab es als zweiten Gang wahlweise Schweinefleisch oder Hühnchen gebraten mit eingelegten Paprika auch wieder soviel wie man wollte. Uff, das Eis zum Nachtisch passte gerade so noch mit rein ;).

Am nächsten Morgen gingder Wecker eine halbe Stunde später als sonst los da es ein kurzer Tag sein sollte. Nach dem Frühstück ging es los und bereits um  kurz nach neun erreichten wir Santo Domingo dort wollten wir in Ruhe die Kathedrale anschauen und dann weiter gehen. Erst war aber ein Barbesuch angesagt um die Zeit zu überbrücken bis das Touristen  Büro aufmacht. Ein neuer Credencial wurde gebraucht da er leider in der Hosentasche zusammen mit dem Reisepass vergessen wurde bevor alles durch die Waschmaschine ging. Der Reisepass hatte es recht gut überstanden aber leider nicht der Credenciale. Mit dem neuen Credencial ging es munter zur Kathedrale und dem ersten Stempel entgegen.
Die Kathedrale war mit angeschlossenem Museum, was schon sehr interessant war. Das wirklich spannende allerdings war der Hühnerkäfig mit lebenden Hühner und einem Gockel in der Kirche. Der Hahn ließ sich leider nicht überreden zu krähen, was dem Pilger Glück bringen soll, so zog es uns weiter zum Glockenturm. Ich weiß ja nicht wie man auf die blöde Idee kommen kann zu den ganzen Kilometer die man läuft auch noch einen Turm mit vielen Treppen hochzusteigen!? Der Ausblick war es aber wie üblich wert und so extrem viele Stufen waren es auch wieder nicht ;). In Grañón angekommen war die kirchliche Herberge absolut nicht zu übersehen. Das uns quasi „nur“ ein Matratzenlager erwartet das wussten wir umso überraschter waren wir über den Wohnzimmer ähnlichen Aufenthaltsraum und es gab wieder eine Gitarre! Ein weiterer Abend mit Musik schien möglich. 🙂  Es wurde mehr eine fröhlicher spätnachmittag in einer Bar und ein ruhiger und schläfriger früher Abend in der Herberge. Die Pilgermesse habe ich quasi verschlafen was keine wirklich gute Idee war, zumindest nicht mit den Kontaktlinsen noch an. Das Abendessen war diesmal mit viel Reiß und echt lecker. Nach dem Essen stand erst eine spannende und auch irgendwie lustige Runde Abwasch an. Mit drei großen Bottichen voll Wasser mit Spüli und vielen fleißigen Händen dauerte es kaum 10 Minuten bis alles Fertig war. Im Anschluss gab es noch eine kurze Mediation in der Kirche bei Kerzenlicht. Das besondere an dieser Donativo Albergue ist, es gibt keinen richtigen Stempel für den Pilgerpass. Dafür aber einen besonderen „Stempel“ nach der Mediation gab es wie eine *knuddelrunde* man sollte sich gegenseitig in den Arm nehmen und einen Buen Camino wünschen. Ein schöner abschluss ehe es es wieder gute Nacht hieß.

Zur Abwechslung gab es wieder mal einen Weckruf mit Musik dafür kam er wieder um sechs Uhr. Mittlerweile hab ich mich daran gewöhnt genauso wie an das typisch spanische Frühstück. Während dem Vormittag kamen kurz hintereinander ein paar kleine Dörfer in kurzen Abständen das Wetter war nicht ganz so einladend das wir irgendwo wirklich eine längere Pause machen wollten. So waren die ersten 16km schnell runtergelaufen.
In Belorado gab es als frühes Mittagessen endlich die heißersehnten Pommes in einer Bar (nicht nur für mich). Etwas mehr als 12km standen uns noch bevor ehe wir Villafranca erreichen sollten. Die Sonne hatte es geschafft und die Wolken fast komplett vertrieben. Nach dem die Sonne draußen war wurde es gleich wieder ordentlich warm, im Gegensatz zu anderen in der Gruppe fand ich es angehnemer in der Sonne zu laufen statt dem Nieselregen am Morgen.
Fast die ganze Strecke heute war wie eine Schotterstrasse mit vielen losen Steinen was es mit der Zeit sehr anstrengend machte darauf zu laufen. Plus den Faktor das man ständig auf seine Füße achten musste um nicht zu stolpern oder gar auf einem der größeren Steine umzuknicken. Ich glaube heute war der erste Tag wo ich so richtig meine Füße gespürt habe teilweise fühlte es sich wie unendlich viele feine Nadelspitzen in den Fußsohlen an. In Villafranca angekommen waren schon sieben Betten in einem achter Zimmer ausgemacht ich war also schon gleich wieder mit eingeplant. Mangels alternativen und fehlender Lust auch nur noch ein paar Meter mehr zu gehen entschieden wir uns alle für das Pilgermenue im angeschlossenen Hotelrestaurant. Wow das war bislang das nobelste Pilgermenue was ich hatte und echt Super mit fast schon zuviel Auswahl. Nach dem Essen fielen wir alle nur noch ins Bett um zu schlafen. 

Wieder mal war es ein sehr wuseliger Start am Morgen da alle Pilger versuchten möglichst früh die anstehenden Steigungen des Tages zu bewältigen. Ein Versuch nach draußen auszuweichen zum Frühstücken erwies als schw***kalt und nicht wirklich als gute Idee. Dafür habe ich glaube ich zum ersten mal so wirklich den Sternenhimmel gesehen. Nach einer Runde Kaffee bestehend aus Kaffeepulver mit heißem Wasser aus der Mikrowelle und Joghurt für jeden ging es los in die kalte Morgenluft. Nach dem ersten Anstieg war allen trotz der immer noch kalten Temperaturen warm und so war ein kurzer stop um der aufgehenden Sonne zuzuschauen ok. Der Rest der ersten Tagesetappe war nach kurzer Zeit tatsächlich so langweilig und einfach zu laufen das ich meinen Mp3 Player auspackte um mich abzulenken. Gute acht oder neun Kilometer ging es auf einem extrem breiten Weg nur noch geradeaus durch Wald und sonst war nichts zu sehen. Auch wenn es unterschiedliche Bäume waren und es mal etwas auf und ab ging wurde es schnell öde. An einem bunten Wegweiser traf ich auf einen Teil der Familie und sie waren heiß auf einen richtigen Kaffee und der Wegweiser sagte nur noch zwei Kilometer bis zum nächsten Ort. Ich wollte mich noch ein paar Minuten ausruhen und suchte mir ein schattiges Plätzchen während sie loszogen. In dem Moment kam ein weißer Kastenwagen angeschossen und parkte quasi vor meiner Nase. Aus dem Kofferraum sprang mir ein Hund entgegen und ein Frau plapperte sofort fröhlich auf mich ein ob ich einen Kaffee wollte. Etwas verdattert sagte ich ja warum nicht und sie wuselte los und packte zwei Tische aus und fing an sie zu bestücken mit jedemenge Obst, Plastikbecher und Kaffekannen. Sie drückte mir einen Kaffee mit Milch in die eine und einen Keks in die andere Hand und als ich fragte was sie an Geld wollte sagte sie nur Donativo und stellte eine Box hin. Cool dachte ich mir, mit etwas Geduld und Glück kommt hier sogar der Kaffe zu einem auch mitten im Nirgendwo und er war echt gut! 🙂  Ich wartete noch auf den Rest der Familie und ob sie auch was wollten. Kurz drauf kamen sie um die Ecke und wir nahmen zusammen die letzten zwei Kilometer in Angriff. In der nächsten Bar kamen wir wieder alle zusammen und wir erzählten von dem Donativo Stand oben im Wald. Der restliche Weg bis Atapuerca verging recht schnell und war meistens Flach und überschaubar. Da wir zu früh waren um in einer der beiden Herbergen einzuchecken folgten wir erst mal dem Wegweiser zur nächsten Bar und gönnten uns ein Bier O:). Nach dem Bier und und dem Entschluss für die Herberge mit der Küche, checkten wir dort ein und machten es uns gemütlich. Abends gab es dann gemeinsames kochen, diesmal war ich an der Reihe mit fleißigen Händen zum schnippeln helfen. Es gab Pasta mit Zucchini und Artischokenherzen, mjam lecker! 

Komisch zu Hause wollte ich so oft schon versuchen zum Sonnenaufgang draußen im Feld oder am See zu sein zum fotografieren und habe es nie geschafft. Ich weiß nicht der wievielte Sonnenaufgang das heute war, aber es war mit einer der schönsten. Das ich mal zum frühaufsteher mutiere und das ohne zu murren, hätte ich nie gedacht! Die Umstellung ging sogar von jetzt auf gleich, ich glaube aber nicht das ich den Rhythmus für zu Hause beibehalten kann 😉
Egal, wir schafften es nicht ganz bis oben zum Pass von Atapuerca. Die Sonne hatte es dann doch etwas eiliger mit dem aufgehen. Wir hatten trotzdem einen guten Blick darauf auf dem Weg nach oben. Auf dem höchsten Punkt angekommen steht ein Holzkreuz und kurz dahinter ist wie ein Labyrinth bzw eine scheinbar endlose Spirale aus Steinen gelegt, was wohl wie ein Gebet sein soll wenn man der Spirale bis zum Ende folgt. Ich hatte nur zugeschaut wie ein paar gefühlt einen extra km in der Spirale liefen.
Das Licht der gerade aufgegangenen Sonne war einfach nur superschön und ich nutzte die Gelegenheit für ein paar Fotos.
In Orbaneja de Riopico machten wir für ein zweites Frühstück halt, bevor wir endlose Kilometer nach Burgos reinlaufen sollten.  
Das erste was wir tatsächlich von Burgos dann kennenlernten war der Flughafen, dessen Zaun wir folgen sollten bis zum ersten Vorort. Dort gab es dann mehrere möglichkeiten um in die Altstadt zu kommen. Wir entschieden uns für den etwas längeren dafür aber schöneren Weg entlang am Fluß mit dem „Nachteil“ das es sich nicht anfühlte als ob man in eine große Stadt reinläuft. An einer Fußgängerbrücke (ich dachte es wäre die aus der Wegbeschreibung) entschied ich mich für den weiteren Weg durch die Stadt zu laufen. Ich wollte nicht an der Altstadt vorbei laufen um dann wieder zurück zu gehen bis zur Herberge. Der Weg durch die Stadt war nicht unbedingt schön aber wenigstens gut Markiert und es waren immer noch gute 2,5 Kilometer bis zur Kathedrale!!! Die Altstadt hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt nicht so … neu? … keine Ahnung wie ich es besser beschreiben kann. An der Herberge angekommen winkten schon bekannte Gesichter von der Bar aus und zeigten mir an wo ich reinmusste zum Check In. Nach Dusche und der obligatorischen Handwäsche machte ich mich auf um die Kathedrale und Burgos anzuschauen. Da das meiste in der Stadt noch geschlossen war bin ich erst in die Kathedrale. Die Kathedrale war der wahnsinn! Mit den ganzen Kapellen rundherum und dem Museum war ich fast zwei Stunden beschäftigt. Im Kreuzgang war auf der einen Seite so ein faszinierendes Lichtspiel von den Buntglasfenster auf dem Boden das ich dort alleine fast 10 Minuten mit Fotos verbracht habe. Der Securitymensch war glaube ich bereits zum dritten mal an mir vorbei gelaufen und hat sich gewundert was ich da anstelle 0:). Nach der Kathedrale hatte ich noch kurz Zeit Postkarten zu besorgen. Über das Abenteuer Briefmarken muss ich glaube ich nichts mehr schreiben, außer ich habe welche bekommen. Um sechs Uhr trudelte dann die Familie ein und sie waren etwas erstaunt das ich schon in der Kathedrale war, wir hätten uns vielleicht besser absprechen sollen. Macht nix ich war in der zwischen Zeit was trinken und im Anschluss bummelten wir noch gemeinsam durch die Stadt und suchten uns ein schönes Plätzchen zum Abendessen. Danach mussten wir uns leider auf unbestimmte Zeit erstmal verabschieden, versprachen uns aber, spätestens in Santiago sehen wir uns wieder. Ich werde sie vermissen diese Woche oder etwas mehr war die bisher schönste Zeit auf dem Camino! 
Mit Erlaubnis ein Bild meiner Adoptivfamilie 🙂

Villamayor de Monjardin bis Ventosa

Phew, das war eine Nacht! Trotz offener Türen zu Flur und Terrasse (ja mein Zimmer hatte eine Dachterrasse angeschlossen) war es eine sehr warme Nacht. Warum hatte ich eigentlich Angst ich könnte Nachts frieren?!? Ok in Roncesvalles war ich schon froh um meine Schlafklamotten. Mittlerweile ist die lange Hose eine kurze geworden und von dem Pulli habe ich mich auch getrennt. Sollte es doch noch kalt werden in der Nacht muss ich halt meine andern Klamotten anziehen. Am Abend vorher hatten sich alle im Zimmer abgesprochen wegen der Uhrzeit wann der Wecker klingeln sollte, so war es einmal richtig entspannend morgens langsam aufzustehen und gemeinsam sich zu entscheiden, ja wir machen jetzt das Licht an 🙂
Wieder gegen sieben Uhr nach einem sehr guten Frühstück mit richtigem Brot (dunkles Brot), Wurst und Käse war ich wieder auf dem Weg. Schnell bildete sich die schon fast übliche Gruppe mit den Kanadiern und zusammen war Los Arcos schnell erreicht. Waren das tatsächlich rund 12km in einem Rutsch!? kam mir nicht so vor! Nach einer Kaffeepause vor einer leider verschlossenen Kirche war es Zeit weiter zu gehen. Wollten doch alle vermeiden in die größte Hitze hineinzukommen. Unterwegs überlegte ich kurz ob ich noch eine Etappe weiter als Torres del Rio zu gehen das wären dann aber insgesamt für den Tag, laut meinem Buch 32km! Was ich meinem Knie aber noch nicht zumuten will. Noch habe ich genug Zeit und kann langsam die Tageskilometer steigern. Einen Kilometer vor Torres del Rio, also in Sansol gab es genug Schatten und Bänke um eine Lunchpause zu machen. Frisch gestärkt war der letzte Kilometer nur noch Formsache 😉 die beiden Orte liegen so dicht beieinander das sie zusammen auf ein Bild passen.
Nie nächste Nacht war auch eine sehr warme und extrem schnarchreiche Nacht … die Herren hätten locker einen Chor bilden können … Unglaublich! Ich weigerte mich an dem allgemeinen Wettrennen zu beteiligen. Es war aber spannend das gewusel vom Bett aus zu beobachten. Nach dem der erste Pilgerschwung brummelnd aus dem Zimmer verschwunden war, die Bar war wohl nicht offen wie angekündigt, fing ich dann auch langsam an meine sieben Sachen zusammen zu packen. Mindestens genauso schnell, wenn micht sogar schneller war ich abmarschbereit und hey die Bar war jetzt doch offen. Ok der Kaffe war nicht unbedingt der beste auf dem Camino, sollte aber erst mal reichen. Bereits um 7:00 Uhr war es schon so warm das ich nach den ersten Schritten überlegte die Jacke wieder aus zuziehen. Es dauerte genau bis zum Sonnenaufgang bis zum Zusammentreffen mit meiner „Adoptivfamilie“ 😉  So waren unter fröhlichem geplapper die Hügel und die ersten 12 Kilometer bis Vianne ganz schnell rum trotz der starken Sonne. Die Pause war etwas länger als geplant und so sputeten wir uns um aus der Hitze so schnell wie möglich wegzukommen und Logroño zu erreichen. Gegen 15:00 Uhr erreichten wir unsere Wunschherberge und standen erst mal vor verschlossener Tür. Mmmm komisch aber ein klingeln an der Tür brachte den gewünschten Erfolg und es ging zum Matratzenlager ein Stockwerk höher. Nach der erfrischenden Dusche machte ich mich auf die Suche nach einem Fotoladen. Nach ein bischen suchen und die Geschäftsstraßen entlang schlenderns wurde ich fündig. In meinem Limit bin ich genau geblieben und bin nun stolzer Besitzer einer kleinen Canon Ixus in rot, nicht lila!! 😉  Wie verabredet fand ich die anderen vor der Kathedrale sitzend bei einem Bier. Nach dem uns das warten zu lange wurde ging es erstmal einkaufen für den nächsten Tag. Auf dem Rückweg war dann die Seitliche Tür offen und wir konnten einen Blick reinwerfen.
Da wir zu Pilgermesse, in der Kirche von unserer Unterkunft, gehen wollten hieß es nun sich zu  sputen. Denn direkt im anschluss war Abendessen angesagt. Nach dem Abendessen ging es auf schleichwegen nochmal zurück  in die Kirche für ein kurzes Gebet und den Stempel im Pilgerpass.
Für die Nacht mittlerweile schon schlauer geworden habeich , auch wenn ich sie nicht mag, die Ohrstöpsel gleich parat gelegt 😉 
Nach einer erfrischenden und wirklich ruhigen Nacht zur Abwechslung, ging es wieder vor Sonnenaufgang los. Ich machte mir gar keine mühe mehr mit der Jacke den es war morgens um 7:00 Uhr schon so warm das kurze Hose und Top völlig ausgereicht hatten. Auf dem Weg aus der Stadt raus kam ich mit einem älteren Italiener ins Gespräch. Er erzählte mir das ich auf jeden Fall in Burgos vor zwölf an der Kathedrale sein sollte wegen … ja das genaue warum habe ich dann nicht verstanden das muss ich noch rausfinden.
Aus der Stadt raus ging es durch einen scheinbar endlosen Park mit einem Stausee am Ende. Gegen zehn Uhr fühlte es sich schon fast so warm an wie am Vortag nachmittags um fünf und da hatte die Temperaturanzeige 35 Grad angezeigt!!! Beim kurzen Kaffestop in Navarrete entschied ich mich endgültig gegen die über 30km bis Nájera. Etwas über 20km  bei mehr als 30 Grad und reinem Sonnenschein langen vollkommen. Im Moment sind die Tagesetappen etwas blöd einzuteilen da es alles längere Strecken sind zwischen den Herbergen, so das man entweder knapp um die 20km oder gleich über 30 laufen muss, was ich aber wegen meinem Knie noch nicht machen möchte. Keine Sorge, meistens merke ich nichts mehr außer es geht steil runter und ich brauche noch etwas „anlaufzeit“  am frühen Morgen. Ich werde nicht drumherum kommen das „Tempo“ bzw die Tageskilometer zu erhöhen, aber das mache ich wenn wieder kleinere Etappen machbar sind von den Herbergen her was in den nächsten drei Tagen oder so sein sollte.
Die Herberge in Ventosa ist zwar etwas einsam gelegen da nichts weiter im Ort ist außer noch einer Bar aber sehr schön. Nachher ist noch gemeinsames kochen mit meiner Adoptivfamilie angesagt. Egal bei was mittlerweile werde ich überall schon automatisch dazu gezählt 🙂
P.S. Das letzte Bild beschreibt es ziemlich gut wie ich mich heute größtenteils gefühlt hatte wie eine Schnecke die dem Camino von einem schattigen Flecken zum nächsten folgte 😉

Wer mich sucht, ich bin auf dem Weg ans Ende der Welt!

Bild: J.Mahr

Jetzt ist es endlich soweit! Wenn ihr diesen Post lest sitze ich bereits im Zug und bin auf dem Weg nach Saint Jean Pied de Port, der Startpunkt meines Jakobswegs. Die Aufregung und Nervosität ist gerade riesig! Nicht nur wegen dem Bahnhofswechsel in Paris, vor dem ich ja immer noch ordentlichen Respekt habe! Ja ich weiß die Sorge ist mit Sicherheit total unbegründet weil alles dann doch ganz einfach ist … trotzdem … möff! Wie Jakobsweg, du hast doch gar nichts erzählt?! Das fragt sich jetzt sicher der ein oder andere und ich weiß es kommt recht unerwartet, aber ja ich bin so verrückt und mache das jetzt!
Bewusst habe ich mein vorhaben nicht an die große Glocke gehängt und selbst denen ich es erzählt hatte, habe ich den genauen Starttermin nicht verraten ( ok den meisten nicht). Warum? Das ist ganz einfach erklärt, um mich nicht nervöser und hibbeliger zu machen als ich eh schon bin! Sorry auch an alle die es mit mir hibbel die letzte Zeit aushalten mussten, ihr habt jetzt genug Zeit euch von mir zu erholen. O:)
Habe ich einen Plan? Ja, nein, nicht wirklich, vielleicht doch! Abgesehen von meiner ersten Übernachtung und den Rückflugtermin habe ich nichts fest gebucht. Ich schaue wie weit mich meine Füße bringen am Tag und wenn mir danach ist suche ich mir eine Herberge und rolle dort meinen Schlafsack aus wo es mir gefällt.
Mein Ziel? Klar, die rund 900 km überhaupt erst mal zu schaffen! Mein erstes Ziel ist es Santiago de Compostela zu erreichen, aber das soll noch nicht das Ende meiner Reise sein. Denn seit England finde ich sollte ein Weg an der Küste am Meer enden, deswegen ist Finisterre oder anders genannt das Ende der Welt, mein Wunschziel 😉
Auch wenn ich erst mal alleine losgehe braucht sich keiner sorgen machen, denn wirklich alleine werde ich nicht sein! Ich  verspreche auch mich zwischendurch hier im Blog zu melden. Wie oft und in welcher Form, ob es nur mal ein Bild oder ein längeres geschreibsel wird, das weiß ich noch nicht aber ich melde mich!

Lange Rede kurzer Sinn, ich könnte es auch einfach nur kurz und knapp mit Hape Kerkelings Worten ausdrücken „Ich bin dann mal weg“ das wäre aber langweilig und nachgeplappert, auch wenn es stimmt. 😉
 
Ich wünsche allen einen schönen Sommer!
Melanie

Es wird …

… Zeiten geben, in welchen Du ohne Kamera auf dem Feld bist. Und dann wirst den herrlichsten Sonnenuntergang oder die schönste Szene erleben, die Du je gesehen hast. Sei nicht bitter, weil Du es nicht aufnehmen kannst. Setze Dich, versinke hinein und genieße es! 
-DeGriff

Ja diese Momente kenne ich und kann sie auch ohne Kamera einfach mal nur genießen!

  
Schön ist es trotzdem wenn man die Gelegenheit auch ausnutzen kann für schöne Fotos 😉