Die Öffentliche Herberge in Burgos, ein riesen Ding mit ich glaube 5 Stockwerken und ich weiß nicht wieviel Betten pro Stockwerk, war erstaunlich ruhig in der Nacht. Tatsächlich kein schnarchen oder großartige unruhe am frühen Morgen oder irgendein schlaumeier der einfach das Licht anmacht. So leise wie möglich um die anderen nicht zu stören schnappte ich mir nach und nach meine Sachen um erst mal ins Bad zu verschwinden um dann mit Sack und pack in den Flur zu schleichen um dort dann meinen Rucksack endgültig einzupacken. Heute standen etwa 32 Kilometer an, durch den Anfang der Meseta was bedeutete erstmal keine Berge oder großartigen Steigungen mehr. Aber leider auch kaum bis keine Bäume, Büsche oder sonstiges was Schatten spenden kann. Die Wetter Vorhersage versprach das es wieder bis zu 35 Grad werden kann, juhuu ich brauche noch eine zweite Wasserflasche!
Erstmal musste ich aus Burgos wieder rausfinden was mir endlos vorkam! Gefühlt kreuz und quer scheuchten einen die Wegmarkierungen an einer großen Straße nach der anderen lang. Ich glaube von der ersten Etappe des Tages waren alleine gefühlte 3-4km (wahrscheinlich weniger) aus der Stadt raus. Fast von jetzt auf gleich brachten die Markierungen einen in eine kleine ruhige Straße die sich plötzlich öffnete zu nur noch Landschaft um einen rum. Beim ersten Kaffeestop in Tardajos besorgte ich mir eine zweite Flasche mit Wasser und weiter ging es auf der staubigen Schotterpiste. Den zweiten Ort ließ ich Links liegen denn der war schon zu sehen als ich Tardajos verließ nächster stop dann in Hornillos del Camino. Manchmal bin ich ja schon froh meinen MP3-Player dabei zu haben. Wenn die Landschaft auch schön ist und es sind wirklich kaum Steigungen dabei gewesen, es war doch bald etwas eintönig. In Hornillos del Camino traf ich auf bekannte Gesichter und die beiden warnten mich etwas vor der nächsten Strecke. In dem Sinne das man Hontanas eigentlich erst sieht wenn man fast schon reinstolpert da es in einer Senke liegt. Gut zu wissen! Da es schon auf ein Uhr zuging verkürzte ich die Mittagspause etwas da es schon ordentlich warm war und wie schon angedeutet auf den nächsten11km kein Schattenplatz zu finden sein sollte. Die Strecke zog sich endlos lang! Ohne wirkliches Zeitgefühl vorbei an abgeernteten Felder, Sonnenblumen ohne Ende und zur Abwechslung kleine bis große Haufen aus Kalksteinen. Zeit ist realtiv und kurz vor der ersten Verzweiflung kam ein erlösendes Schild das sagte Hontanas noch fünf Kilometer sch*** nicht wirklich wahr, oder!? Wie in einem schlechten Western-Comic war kein flecken Schatten in Sicht, eine Steigung vor mir die ich dachte schon hinter mir zu haben, das Wasser in meiner Trinkflasche hatte schon fast die richtige Temperatur um nur noch den Teebeutel reinzuhängen und die Geier kreisten schon krähend über mir … Okay die Geier sind übertrieben, es waren nur Krähen oder Raben was weiß ich … große schwarze Vögel die mich sicherlich am auslachen waren. Da kommt einem die Frage wie zum Henker man auf die Idee kommen konnte erstens über 30km an einem Tag zu gehen, ganz davon zu schweigen Nordspanien durchqueren zu wollen!?!?! Sorry für den Galgenhumor aber das ist der erste Tag wo ich wieder alleine unterwegs bin und mir fehlt jetzt schon die Gesellschaft meiner Kanadischen Familie 😦
Wie mir zum Glück vorher erzählt wurde, sah ich zuerst die Spitze des Kirchturms und dann in der letzten Kurve den ganzen Ort, endlich geschafft. Ich würde schon erwartet um zusammen ein Bier zu trinken. Ein weiteres bekanntes Gesicht gesellte sich noch zu uns und nach kurzem hin und her Fragen kam raus, wir sind zur gleichen Zeit in St Jean gestartet, was ein schöner Zufall! Zu fünft hatten wir dann noch einen schönen multikulturellen Abend.
Wer auch immer oder warum auch immer man seinen Wecker auf fünf Uhr morgens stellen muss und ihn dann nicht griffbereit hat zum gleich ausschalten werde ich nie verstehen. Ja man startet realtiv früh aber fünf Uhr?!? Fast der ganze Raum war so früh am packen und rumwuseln nur zwei oder drei (inklusive mir) weigerten sich da mitzumachen. Halb wieder eingeduselt ging der nächste Wecker um sechs Uhr los. Ja ok ich hab den wink verstanden und war jetzt auch endgültig wach … da die meisten Mitpilger schon verschwunden waren hatte ich mir ausnahmsweise mal etwas mehr Zeit im Bad gelassen. Zurück im Raum und fertig mit meiner packerei bemerkte ich fasziniert das der, der über mir das Bett hatte immer noch nicht fertig war mit seinem Rucksack packen! Nicht das er schon mit dem ersten Schwung um fünf Uhr, wenn ich mich nicht ganz täusche damit angefangen hatte! Ja wenn ich soviel Zeit zum packen brauche kein Wunder das ich dann früher aufstehen muss 😉
Vor sieben Uhr loslaufen ist mir zu früh und auch einfach noch zu dunkel, ich weigere mich mit Taschenlampe zu gehen. Es muss wenigstens schon so hell sein das ich ohne Hilfsmittel die Wegmarkierungen erkennen kann.
Nach einem guten Kaffee und Croissant war es dann hell genug um die ca. 30Km in Angriff zu nehmen. Abgesehen von einem kurzen aber steilen Anstieg und noch steileren Abstieg gibt der heutige Weg nicht soviel her zum beschreiben. Mit Ausnahme von zwei sehr jungen Katzen die sich gleich auf meinen Rucksack und mich stürtzen, die eine hätte ich ja fast mit eingepackt eine kleine dunkelbraun/grau getiegerte. Die hatte es sich sofort auf meinen Beinen gemütlich gemacht als ich mich auf die Bank gesetzt hatte.
Bei dem einen Gespräch heute musste ich tatsächlich mal laut lachen, dafür muss ich aber glaube ich erst mal ein wenig ausholen. Spannenderweise werde ich eher selten sofort als deutsche erkannt weder vom aussehen noch beim Sprechen. Da die meisten Unterhaltungen in englisch oder einem englisch/spanisch/italienischem mix stattfinden werde ich meist in die Ecke Holland oder irgendwas im Norden gesteckt. Man kann mir zwar anhören das englisch nicht meine Muttersprache ist aber anscheinend vom Akzent nicht so richtig einordnen wo ich herkomme. Bis auf einmal da war diejenige sich nicht sicher ob ich eventuell aus Norwegen oder doch aus Frankreich komme mit untypisch sehr guten Englischkenntnissen … !? Wenn man in der Unterhaltung dann mal soweit kommt das man sich gegenseitig mit Namen vorstellt, war es bisher zu sagen wir 80% so wenn ich meinen Namen gesagt hatte „oh Melanie das ist ein typisch französischer Name richtig!?“ Bis auf heute Mittag und nun komme ich zurück zum Anfang der Geschichte. In einer kurzen Pause hatte ich mich etwas länger mit einem Italiener unterhalten und als wir uns vorgestellt hatten kam als antwort auf meinen Namen „oh Melanie das ist ja ein typisch italienischer Name, schön …“
Ja, was auch immer ich davon halten soll … ich weiß es nicht. Ich fühle mich dann einfach als Europäer da ich anscheinend überallhin gesteckt werde, egal ob vom Namen, aussehen oder von meiner Art her, nur nicht nach Deutschland.
Ein typischer Weltenbummler halt 😉
Heute morgen hatte ich doch fast verschlafen! Gegen halb sieben wurde ich durch das Geräusch einer Tür wach und war etwas verwundert schon einige leere Betten zu sehen auf meiner Ebene. Die Herberge war zum Teil in einer alten umgebauten Scheune untergebracht und in zwei Ebenen eingeteilt. Mein Bett war in der Nähe der Treppe auf der zweiten Ebene. Das Mädel neben mir war über meinen „Mut‘ das Bett das am nächsten zur Treppe steht zu nehmen. Nicht mal wegen der höhe sondern wegen dem durchgangsverkehr. Mir war der durchgangsverkehr egal ich wollte nur nicht nochmal in einem freistehenden Bett schlafen und lieber wieder ein Bett mit Wand an einer Seite haben. Ich habe leider die tendenz zu dicht am Bettrand zu schlafen und war in der vorherigen Nacht fast aus dem, freistehenden, Bett gefallen. Ich konnte mich gerade so noch abfangen da mein Schlafsack zum Glück nicht zu war … ja ihr dürft ruhig alle lachen darüber :p.
Mit dem dritten Tag nun in der Meseta verstehe ich auch warum soviele den Teil überspringen. Die Landschaft ist zwar schön aber nicht wirklich abwechslungsreich. Heute ging es den ganzen Tag nur neben der Landstraße auf einem breiten Fußgängerweg lang, nur unterbrochen durch diverse kleinere Ortschaften. Ich bin mal gespannt auf morgen denn der Abschnitt sind 18 oder 19 km ohne irgendwas dazwischen!

