22. Juni 2022 – Negreira bis Lago

Ich werde nie nachvollziehen können wie man über eine Stunde brauchen kann um seinen Rucksack zu packen.
Die Nacht war erstaunlich ruhig und nur ab und zu ein sanftes  schnorcheln aus den unterschiedlichsten Ecken zu hören. Das hat mich doch überrascht für die Größe des Raums. Die ersten Pilger die sich gegen 5:00 Uhr aus dem Raum geschlichen haben, hab ich nur als Schatten vorbeihuschend wahrgenommen. Mein Nachbar allerdings hat dagegen ab 6:00 Uhr weniger Rücksicht genommen. Ständig auf und ab schlurfend und mit Tüten raschelnd hat er den ganzen Raum unterhalten. Innerlich fluchend „heb wenigstens die Füße wenn du unbedingt 25 mal quer durch den Raum schlurfen musst“ drehte ich mich um und schaffte es wieder wegzudämmern. Gegen 7:00 Uhr hatte ich es dann aufgegeben, da mittlerweile der Raum komplett wach war. Ich schnappte mir meine Sachen und verkrümelte mich fix ins Bad.
Nachdem ich, wirklich gemütlich, meinen Rucksack gepackt hatte verließ ich pünktlich um 7:30 Uhr die Herberge.
Warum hab ich mir im Vorfeld eigentlich wieder Gedanken um einen Wecker gemacht der andere Pilger nicht stört? Ich hab das Ding bislang noch nie in einer Herberge gebraucht. Ja, ich höre ein zwei von euch jetzt schallend lachen, mit einem „ich hab es dir doch gesagt“  grinsen im Gesicht. Gefolgt von einem „du nimmst viel zu viel Rücksicht …“
Ich finde Rücksicht auch immer noch wichtig, das führt allerdings nur wieder zurück zu stundenlangen packen im Schlafsaal und da dreht sich halt alles wieder im Kreis 

Egal das Frühstück gab’s direkt um die Ecke und so ließ sich der Tag gut starten. Durch den Regen vom Vortag war Negreira in eine Nebelsuppe gehüllt die sich tapfer den morgen  über auch außerhalb in der Landschaft hielt. Das sieht sehr idyllisch aus auf Bildern  eine ganz besondere Stimmung.
Heute ging das Laufen viel besser und wesentlich weniger auf und an Asphalt Straßen entlang.
Kurz vorm 2. Frühstück traf ich auf Dominique aus Kanada – wir verstanden uns auf Anhieb und liefen fast den ganzen Tag zusammen. Bekannte Gesichter vom Tag zuvor zogen lächelnd und mit einem Buen Camino vorbei … bis zur nächsten Bar, wo wir sie wieder einholten. Das Spiel wiederholte sich über den Tag immer wieder und sorgte für viel Spaß auf beiden Seiten.

Während dem Mittagessen spielte ich mit dem Gedanken noch ein Stück weiter zu gehen wie Dominique. Ich vertagte die Entscheidung bis kurz vor Santa Marina. Wir beobachten lieber zwei total süße junge Katzen die rotzfrech zwischen den Pilgern umhertollten immer mit einem Auge auf die lecker gefüllten Teller. Eine Katze sprang kurzerhand mit auf den Stuhl und versuchte um die Frau herum an dem Teller zu kommen. Wir konnten den lachflash darüber gerade so noch zurück halten. 🙈 Irgendwann mussten wir uns los reißen um weiter zu kommen. Sowas von süß die zwei Katzen und sooooo frech aber sie haben immer ihr Ziel erreicht und was abbekommen. 😅

Kurz vor Santa Marina entschied ich, das ich mich fit genug fühlte noch ein Stück weiter zu gehen. Zur Sicherheit reservierte ich mir ein Bett in der Herberge Monte Aro.
Jaaaa, verdammt da war ja noch was auf den letzten Kilometern DER Monte Aro 若
Ich mach nur Spaß so schlimm ist er gar nicht und die Aussicht ist von fast oben sehr schön. Über die Spitze geht der Camino überhaupt nicht sondern führt vor dem steilsten Stück direkt wieder bergab.  Was ein Glück!
In Lago angekommen begrüßte mich die Hospitalera mit einem Lächeln und sagte das ich freie Wahl habe beim Bett, da heute ein sehr ruhiger Tag ist.
Prima!
Das Wetter hat, sich bis auf ein paar Tropfen, für die sonnige Seite heute entschieden. Ich hoffe das bleibt jetzt so 
Von meinem Plan Muxia in drei Tagen zu erreichen hab ich mich verabschiedet. Meinem Knie geht es heute zwar sehr gut aber 38 Km auf einen Rutsch müssen einfach nicht sein. Ich schau wie weit ich morgen komme und sehe zu das es nur noch ein kurzes Stück ist am 4. Tag.
Während meine Wäsche nun fröhlich in der Waschmaschine durchdreht, genieße ich ein kleines Bier und warte was es hier zum Abendessen gibt 

Nachtrag zum Essen: ich nehme mittlerweile ja selten das Tages/Pilgermenue da es mir von der Uhrzeit her meistens zu spät ist. Heute machte ich eine Ausnahme da es ab 19:00 Uhr zu bekommen war. Was soll ich sagen… einfach der Hammer! Nur alleine die Auswahl von 4 Möglichkeiten pro Gang hat mich sowas von überfordert 😂 Die Entscheidung fiel auf Salat, Hühnchen und einen Espresso als Nachtisch. Ich war sowas von pappensatt! Das Hühnchen war ein Traum so zart und saftig wie ich es selten gegessen habe. Die zwei Bier davor und dazu sorgen dafür das es zeitig ins Bett gehen wird 😇 und das alles für 10 Euro! Ich frag mich wie die das schaffen. Ein ordentliches Trinkgeld hat sich das Team definitiv verdient. Küchencrew und Bedienung bestand aus einer Frau, Respekt! Ich kann die Herberge nur empfehlen!

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