Die Küche hatten wir am Morgen auch fast wieder für uns alleine was wir auch ausnutzten um zum einen gemütlich zu frühstücken zum anderen um uns Sandwichs für den Tag zu schmieren. Wir hatten ja dank einer gelungenen Überraschung, jedemenge Brot dabei. Als es hell genug war machten Neele und ich uns auf den Weg. Es dauerte gerade so bis zum Ortsende bis wir die Rucksäcke wieder abzogen um uns regensicher einzupacken. Nicht nur die Landschaft erinnert sehr an England, mit den grünen Hügeln und den kleinen Mäuerchen die Wege und Felder voneinander trennen, nein auch das Wetter! Regenschauer, Wind und Sonne wechselten sich in unregelmäßigen Abständen ab und machten es schwer in einen vernünftigen Rhytmus zu kommen. Die Regensachen einfach durchweg anlassen war nur bedingt eine gute Idee, denn sobald die Sonne durch die Wolken blinzelte wurde es gleich warm. Wir schafften es mit ein wenig Bar hopping an den größten Schauern vorbeizukommen. Eigentlich wollten wir versuchen bis nach Portomarin zu laufen hatten uns dann aber in Mercadoiro anders entschieden da uns die Herberge dort so gut gefallen hatte. Mit uns checkte eine Neuseeländerin ein, die hatten wir den Tag vorher kennengelernt. Es war ein fauler spätnachmittag mit gemütlich zusammen sitzen und quatschen um die Zeit bis zum Abendessen auszufüllen.
Die ersten fünf Kilometer bis Portomarin heute morgen gingen erst mal langsam aber stetig Bergauf. Das Wetter war genauso wie am Vortag sehr, sehr wechselhaft. Ich hatte mittlerweile eine mir doch egal Stimmung und einfach nur die Regenhülle über den Rucksack gezogen und mich für die leichte Softshelljacke und nicht mehr die Regenjacke entschieden. Das hatte auch erstaunlich gut funktioniert, der starke Seitenwind hatte die Jacke recht schnell nach dem meist nur leichten Regen, trocken gepustet. Heute recht unbeeindruckt vom Wetter lief es sich gut und so hatten wir schneller als erwartet Gonzar erreicht und verbrachten dort eine ausgedehntere Mittagspause mit lecker Omelett im Brot serviert. Die nächsten Dörfer waren jetzt alle in sehr kurzen Abständen hintereinander und wir damit eine recht freie Auswahl wo wir übernachten können und wollen. Unsere einzige Voraussetzung an Ausstattung für heute war Waschmaschine und Trockner … ok Küche wäre noch ein Bonus. Aus dem Reiseführer hatten wir schon eine in Ligonde rausgepickt, die wir nur noch erreichen mussten. Gegen halb vier klopften wir dort an die Tür und es waren noch genug freie Betten vorhanden, perfekt. Nach Dusche und neben der Wäsche machen nutzen wir die Kochzeile und unsere „Vorräte“ für ein eigenes Pilgermenue im Campingstyle 😉
Als ersten Gang gab es Tomatencremesuppe, zweiter Gang Risotto mit Pilzen und Salsichia dazu Tuc-Kekse als Brot Ersatz und Limonade. Zum Nachtisch dann Schokolade mit Oreokeksen und Banane. Ok abgesehen vom Nachtisch kam das meiste aus der Tüte aber mit ein paar extra Zutaten zum aufpeppen die wir noch dabei hatten wurde das ein sehr leckeres Abendmahl!
Eigentlich war es eine sehr ruhige und entspannte Atmosphäre in der Herberge mit nicht ganz zwanzig Personen im Raum. Uneigentlich wurde es sehr unruhig mitten in der Nacht, da es einem Mädel plötzlich sehr schlecht ging und ihr Freund so gut wie alle geweckt hatte beim Krankenwagen anfordern. Zusätzlich war noch ein Open Air Konzert noch nicht mal einen Kilometer entfernt gerade dabei so richtig laut zu werden!! So richtig gut hatte keiner mehr geschlafen und entsprechend müde war dann auch der ganze Tag.
*g* was mich nicht davon abhielt genauso wie gestern jedes mal wenn ich an einem Kilometer Stein vorbeigekommen bin, mich total zu freuen! Das kann vielleicht kaum einer nachfühlen denn es ist ein soooo unbeschreiblich tolles Gefühl eine zweistellige Zahl dort zu sehen!
In Palas de Rei dem ersen größeren Ort heute holten wir uns in einer kleinen Kirche erst mal einen Stempel, bevor wir uns für ein zweites Frühstück in eine Bar verkrümelten. Danach schlenderten wir über einen kleinen Markt und deckten uns mit Leckereien fürs Mittagessen ein, das wir in Casanova geplant hatten. Dort früher als erwartet angekommen, verputzen wir erst mal unsere Einkäufe um wieder genug Energie für den Endspurt zu bekommen. Während wir dort saßen kam mein Holländer vorbei und schaute mich erst mal genauso verdutzt an wie ich ihn. Nach der herzlichen begrüßung tauschten wir schnell die Neuigkeiten aus. Er wollte mit seinem Kumpel auch bis Melide heute kommen mal schauen ob wir uns dort noch mal über den Weg laufen. Der Himmel hatte sich ganz schön zugezogen und wir hatten noch etwa 10km vor uns … Natürlich blieben wir nicht trocken! Wenigstens ein Regenschauer muss anscheinend sein pro Tag. Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel machten wir schlapp, da machte sich der fehlende Schlaf dann doch bemerkbar. In einer Bar legten wir nochmal eine Pause ein um die letzten Reserven mobilisieren zu können. Es blieb uns auch nichts anderes übrig als weiter zu gehen wenn wir ein Bett haben wollten.
Als wir endlich, endlich Melide erreicht hatten fühlten wir uns ein bisschen erschlagen von den ganzen Herbergsangeboten. Mit einem Blick ins Buch und einem Werbezettel in der Hand liefen wir die Hauptstraße lang und sagten wir nehmen die, die als erstes von den beiden kommt. O Cruzeiro sollte es dann sein, eine recht große Herberge. Mit uns im Zimmer war eine temperamentvolle spanische Familie … hungrig und halbwegs erfrischt nach der Dusche zog es uns ein kurzes Stück zurück auf dem Camino zu den zwei Pizzerien die wir gesehen hatten am Anfang der Hauptstraße. Die Pizza war auch ganz lecker mit einer Mischung aus selbstgemachter und italienischer Pizza. Sie war so ordentlich belegt das Neele und ich sie nicht ganz gepackt hatten. Total müde schluppten wir zur Herberge zurück und waren bereit nur noch ins Bett zu fallen … um viertel nach acht! Bis wir wirklich gute Nacht sagten dauerte es noch ein klein wenig länger.
In der Nacht war mir abwechselnd entweder kalt oder warm mmpf vielleicht sollte ich doch wieder auf das langarm Shirt und Schlafsack offen lassen umsteigen, statt T-Shirt und Schlafsack zu …
Die spanische Familie war so wuselig am Morgen das Neele und ich quasi die Flucht ergriffen und nur schnell die Rucksäcke packten und uns auf die Suche nach einer Bar zum Frühstücken machten. Die hatten wir auch schnell gefunden und genossen so sehr die Ruhe dort, das wir uns zeitlich etwas vertüdelten. Was uns aber nicht davon abhielt ein paar Bilder am 50km Stein zu machen. 0:)
Der Camino war Landschaftlich auch wieder so abwechslungsreich wie gestern. Er führte durch Eichen und Eukalyptuswälder durch und viel rauf und runter. Heute war es zum Glück nicht mehr so windig wie die Tage vorher, man musste keine Angst mehr haben das einem die Eicheln auf die Ohren fallen und man konnte so richtig die ander Luft in den Eukalyptuswälder riechen, Koalabären haben wir keine gesehen, doof!
Etwa 100 Meter vor Arzúa kamen doch tatsächlich ein paar Regentropfen runter, da aber die Bar schon in sichtweite war machten wir uns gar nicht mehr die Mühe nach den Regenhüllen zu angeln. Nach einem „gemüsereichen“ und „gesundem“ Mittagessen (Pommes rot/weiß) machten wir uns auf die letzte Etappe. Auf halbem Weg nach Salceda wollten wir in einer neuen Herberge versuchen unterzukommen, die hatte aber leider noch nicht auf. Nagut dann mussten wir noch etwa sechs Kilometer weiter, das wird ein langer und später Tag werden. In Salceda endlich angekommen sahen wir ein paar ratlose Gesichter vor der Herberge stehen und ich erwartete schon fast das es an der Tür heißt „completo“ also voll. Dem war nicht so die Herberge war einfach komplett zu!?! Uff was nun bis Santa Irene sind es nochmal über fünf Kilometer und es ist schon nach fünf Uhr. Leise vor uns hinfluchend sind wir dem Weg weiter gefolgt, als ich auf der anderen Straßeseite ein Schild enteckte wo unter anderem habitatione stand. Also einmal über die Straße in die Bar rein und gefragt. Ja, sie haben noch Doppelzimmer und die Kosten pro Nase 15Euro. Nach einem vorsichtigen Blick in die Zimmer und das Bad war die Entscheidung gefallen, nehmen wir! Luxus Morgen können wir ganz in Ruhe aufstehen und packen ohne das andere um uns herum wuseln, jetzt fehlt nur noch was zum Abendessen dann ist wieder alles gut 🙂